Ich besuche seit Herbst 2012 einen Literaturkreis der Volkshochschule im Landkreis Heilbronn. Im Moment behandeln wir einige Bücher, die Literaturnobelpreisträger geschrieben haben.
Deswegen haben wir auch folgendes Buch gelesen:
Wonniger Donnerstag
von
John Steinbeck
Wie mir das Buch gefallen hat, zeigt der folgende Bericht.
Kurzinformationen zum Buch „Wonniger Donnerstag“
Verlag: dtv-Taschenbuch
Seitenzahl: 239 Seiten
ISBN-Nummer: 978-3423107761
Das Buch erschien erstmals 1954. Es wurde einige Male überarbeitet. Mir liegt die Fassung des Buches von 1987 vor. 2011 hatte diese Ausgabe des Buches bereits die 9. Auflage erreicht.
Das Buch ist als Taschenbuch erschienen. Es kostet im deutschen Buchhandel zur Zeit 9,90 Euro.
Über John Steinbeck
Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck wurde 1902 geboren und wuchs in Kalifornien (USA) auf. Ab 1918 studierte er Naturwissenschaften und arbeitete während der Semesterferien .
Später war er als freier Schriftsteller in der Nähe der kalifornischen Stadt Monterey tätig. Im Zweiten Weltkrieg war er Kriegsberichterstatter.
Er hat viele Bücher geschrieben – unter anderem „Jenseits von Eden“, das mit James Dean verfilmt wurde. Weitere Bücher: „Früchte des Zorns“ (für diesen Roman erhielt er 1940 den Pulitzer-Preis), „Die Straße der Ölsardinen“, „Tortilla Flat“, „Von Mäusen und Menschen“ – und viele andere.
In seinen Büchern kümmerte er sich unter anderem um das Schicksal der Nichtsnutze und Habenichtse – also um Menschen am Rande der Gesellschaft. Er galt als radikaler Schriftsteller – und es gab Zeiten, währender derer einige seiner Bücher in Kalifornien verboten waren.
John Steinbeck gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Die Bücher „Straße der Ölsardinen“ und „Wonniger Donnerstag“ zählen zu seinen optimistischen Werken.
1962 erhielt John Steinbeck den Literaturnobelpreis. Die Begründung der Jury, ihm den Literaturpreis zu verleihen, war folgende „„für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn“.
Am 20. Dezember 1968 starb John Steinbeck in New York an Herzversagen.
(Quelle: Wikipedia.de und Angaben in meinem Buch)
Leseprobe
Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:
Die Handlung des Buches
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Eine Clique von Freunden, die der Leser bereits in dem Buch „Die Straße der Ölsardinen“ kennen lernen durfte, versucht, mit dem Leben in Monterey, einer Stadt in Kalifornien, zurechtzukommen. Kleinstädtisch ist alles, viele Sardinenfabriken wurden nach dem zweiten Weltkrieg geschlossen – und viele Leute suchen nach Jobs.
Monterey ist ein überschaubares Kleinstadtgebilde mit vielen skurrilen Typen, das von einem einzigen Wachtmeister, namens Joe, beschützt wird.
Doc, ein Meeresbiologe, und Mack, einer seiner Freunde, sinnieren bei einem Glas Whiskey der Marke „Old Tennisschuh“ darüber, was einst war.
Für die Person des Doc nahm Steinbeck übrigens seinen Freund Ed Rickett zum Vorbild – und setzte ihm hiermit ein literarisches Vorbild. Ed selbst nahm das mit Humor und war weiterhin mit Steinbeck befreundet.
Doc erforscht weiterhin die Meerestiere – aber eine gewisse Melancholie macht sich in ihm breit. Das merken Mack und seine Freunde und beschließen, für Doc eine Frau zu suchen. Vielleicht ist Suzy, eine Frau, die mit nur wenigen Habseligkeiten in Monterey mit dem Shuttle-Bus ankommt, die geeignete Partnerin für Doc?
Suzy sucht einen Job und kommt erst einmal bei Fauna, die ein Etablissement mit Prostituierten betreibt, unter. Dabei ist, laut Wachtmeister Joe, Prostitution nicht erlaubt – und er hat Suzy, als er sie im Café Klatschmohn traf, eingeschärft, sich bloß nicht dabei erwischen zu lassen.
Die geschäftstüchtige Fauna glaubt nicht an Horoskope – erstellt aber selbst welche. Kühn behauptet sie, in einem Horoskop zu lesen, dass Suzy und Doc heiraten werden. Ob das eintreffen wird? Vielleicht sollten Mack und seine Freunde hier ein bisschen nachhelfen?
Geographische und geschichtliche Hintergründe von „Wonniger Donnerstag“
Monterey ist eine Kleinstadt, die zwischen Los Angeles und San Francisco an der Westküste der USA im Bundesstaat Kalifornien liegt. Sie wurde von Einwanderern gegründet – vorwiegend Chinesen, Japanern, Portugiesen und Italienern. In Los Angeles und San Francisco war ich schon, in Monterey aber nicht. Vielleicht lag’s daran, dass ich nach meinem Besuch in Los Angeles einen Abstecher nach Las Vegas in Nevada machte, bevor ich nach San Francisco kam….
Meine USA-Reise von 1999 gibt mir aber immerhin eine gute geographische Vorstellung von Monterey.
Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts galt Monterey als ein wichtiger Fischerei- und Walfanghafen. Besonders viele Sardinen gab es dort. Die italienischen Einwanderer revolutionierten mit ihren Netzen den Fang der Sardinen. Fabriken zur Verarbeitung der Sardinen entstanden – und begründeten einen gewissen Wohlstand der Stadt. Diese Sardinenfabriken lagen entlang der so genannten „Cannery Row“ (kann etwa mit „Konservenfabrikreihe“ übersetzt werden). 2010 wurde die letzte dieser Konservenfabriken geschlossen.
Heute lebt Monterey vom Tourismus. Dieser Tourismus entstand unter anderem wegen der Bücher von John Steinbeck.
(Quelle: Wikipedia.de und Informationen, die ich im oben erwähnten Literaturkreis bekam)
Das macht dieses Buch aus – oder: meine Leseerfahrung
Es dauerte einige Zeit, bis ich in die Lektüre von „Wonniger Donnerstag“ hineingekommen war. Dabei hatte ich das Buch vor vielen Jahren schon gelesen. Allerdings hatte ich damals die Steinbeck-Bücher „Straße der Ölsardinen“ und „Tortilla Flat“ schon vorher gelesen und war über die Clique rund um Mack und Doc sowie die Geschehnisse in Monterey besser vertraut.
Man muss aber diese beiden Vorgängerbücher nicht gelesen haben, um das Buch „Wonniger Donnerstag“ zu verstehen.
Das aus der auktorialen Perspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit erzählte Buch präsentiert sich mir in recht kleiner Schrift, was zu gewissen Tageszeiten die Verwendung einer Lesebrille für mich erforderlich machte.
Interessant finde ich auch, dass jedes Kapitel eine Überschrift hat – und es zu Beginn des Buches sogar ein Inhaltsverzeichnis aller Kapitel gibt. Dieses Inhaltsverzeichnis verwendete ich beim Lesen selten. Als wir das Buch aber im Literaturkreis besprachen, leistete dieses Verzeichnis doch gute Dienste.
Die Handlung von „Wonniger Donnerstag“ empfand ich als wenig spannend. Interessant an dem Buch sind die ausführlichen Personenbeschreibungen, die der Autor von seinen Figuren bietet. Beispielsweise, als Suzy zum ersten Mal auftritt. Das passiert im Kapitel 5, das „Suzy tritt auf“ heißt. Suzy wird hier aus der Perspektive des Wachtmeisters Joe beschrieben – nämlich mit einer Aufzählung der Dinge, die sie bei sich hat, der Kleidung, die sie trägt – und der Dinge, die sie nicht hat. Besonders die Erwähnung der Dinge, die sie nicht hat, entlockt mir als Leserin ein Schmunzeln. Sie lässt aber auch Schlüsse zu. Wenn Steinbeck schreibt, dass Suzy beispielsweise keinen Schlüssel hat, so muss ich darauf schließen, dass sie auch kein Zuhause hat.
Die skurrilen Typen sind es, die den Reiz des Buches für mich und die Teilnehmer des oben genannten Literaturkreises ausmachen. Gepaart mit John Steinbecks Humor. Das Buch kann man also nicht schnell „weglesen“, finde ich. Nur wer das Buch konzentriert liest, entdeckt diesen feinen Humor.
Mack, Doc, Suzy und der Wachtmeister Joe waren mir als Leserin sympathisch. Fauna mochte ich nicht, denn sie erstellt Horoskope – und Horoskope mag ich nicht. Die anderen Personen kamen nur als Nebenpersonen vor in dem Buch – die meisten davon waren für mich angenehme Charaktere.
Das Buch bietet mir auch einen Einblick in die Gesellschaft einer US-amerikanischen Kleinstadt nach dem zweiten Weltkrieg. Dass die Sardinenproduktion in Monterey abgenommen hatte bzw. ganz zum Erliegen kam, ist nicht der Fantasie von John Steinbeck entsprungen, sondern eine geschichtliche Tatsache. Ich finde es interessant, geschichtliche Details so lebendig in einem Roman dargestellt zu bekommen – da kann man sich alles viel besser vorstellen.
Mein Fazit
Skurrile Typen und historische Ereignisse in einer Kleinstadt im Westen der USA – das bietet John Steinbecks Roman „Wonniger Donnerstag“.
Da das Buch für mich schon teilweise zäh zu lesen war, ziehe ich einen Stern ab, vergebe aber vier Sterne und eine Leseempfehlung.
P.S.: Diesen Bericht habe ich auch schon bei Ciao.de unter meinem dortigen Usernamen „Sydneysider47“ veröffentlicht.