(Rezi von Adelheid) Antje Tresp – Charlotte und der blaue Schleicher

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Unsere Buchhandlung hier am Ort hat immer wieder auch Bücher von Verlagen vorrätig, die ich in anderen Buchhandlungen noch nie gesehen habe.

So stieß ich auch vor einigen Monaten auf folgendes Buch, das ich für meinen Sohn kaufte:

==Charlotte und der blaue Schleicher==

Autorin: Antje Tresp
Verlag: Katiki Verlag, Gärtringen
Erschienen in Deutschland: November 2008
Seitenzahl: 30
ISBN-Nummer: 978-3939877042
Empfohlenes Lesealter: 4 bis 9 Jahre

Das Buch kostet 2,95 Euro und ist in der Buchreihe „Katiki dabei“ erschienen. Es handelt sich hier um kleine bunte Bücher in Postkartengröße, die von Buchhandlungen portofrei bestellt werden können, die mit den Großhändlern LIBRI oder UMBREIT zusammenarbeiten.

„Charlotte und der blaue Schleicher“ ist das zweite Buch aus dieser Reihe.

Die Bilder für dieses Buch malte Jessica Dickmeis.

==Über die Autorin Antje Tresp==

Antje Tresp ist eine in Süddeutschland lebende Autorin, die an Lesungen und Anthologien teilnimmt. Hauptberuflich ist sie als Lehrerin tätig. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.

„Charlotte und der blaue Schleicher“ ist ihr erstes Buch.

Ihre Homepage ist: http://www.antjetresp.de

==Leseprobe==

Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe kann ich im Internet nicht finden und deswegen auch keinen Link dazu angeben.

Beim Verlag selbst kann allerdings Unterrichtsmaterial zum Buch bestellt werden. Dies ist interessant für Lehrer, die das Buch in ihrem Unterricht in der Grundschule behandeln wollen. Antje Tresp hat – da sie als Lehrerin tätig ist – dieses Unterrichtsmaterial selbst erstellt.

Einige Probeseiten des Unterrichtsmaterials können unter folgendem Link (auf der Homepage des Verlages) heruntergeladen werden:

Klicke, um auf CBS+Unterrichtsmaterial+Probeseiten2009_10_20.pdf zuzugreifen

Wer Interesse daran hat, das Unterrichtsmaterial zu bestellen, kann dies beim Verlag direkt tun. Das Unterrichtsmaterial ist für die Grundschulklassen 3 und 4 geeignet und kostet 4,95 Euro.

==Die Schlange Charlotte trägt eine Brille – oder: die Handlung==

Die Schlange Charlotte lebt mit ihren Eltern und Geschwistern irgendwo an einem Seeufer. Ihre Nachbarn sind viele andere Schlangen.

Alles könnte in bester Ordnung sein. Ein Problem gibt es allerdings: Charlotte ist die einzige Schlange von allen, die eine Brille trägt! Und das stempelt sie zur Außenseiterin. Von ihren Mitschülern wird sie gehänselt. Sie rufen ihr „Brillenschlange“ nach.

Charlottes Mutter gibt ihr den Tipp, diese Spötter zu ignorieren und die Wut auf sie einfach runterzuschlucken. Doch das hilft nicht. Schließlich ist Charlotte der Gang zur Schule so vergällt, dass sie Bauchschmerzen bekommt und krank wird.

Ihr Vater rät ihr, sich zu wehren. Doch als Charlotte in eine Schlägerei geraten ist, bei der sie verletzt und kurz danach krank wird, gibt sie sich völlig auf. In die Schule muss sie gehen – aber sie spricht dort mit keiner Schlange mehr – und auf dem Weg dorthin und zurück auch mit niemandem.

Eines Tages trifft Charlotte Schleicher. Schleicher ist eine Schlange, die wegen ihrer blauen Schuppen von anderen Schlangen gehänselt wird. Und auch Schleicher besucht diese Schule. Gemeinsam wollen sich Charlotte und Schleicher bei ihren hänselnden Klassenkameraden Respekt verschaffen…

==Charlotte wird gemobbt – oder: meine Meinung/Leseerfahrung==

Wer erinnert sich nicht an seine Schulzeit? Da gab es Schüler, die beliebt waren, und Schüler, die weniger oder gar nicht beliebt waren und von den anderen Schülern gehänselt oder auch richtiggehend „fertig gemacht“ werden.

Genauso ist es heute noch – und genau darauf zielt dieses kleine, aber feine Büchlein ab. Charlotte ist die Außenseiterin, die gegen die Horde hänselnder Mitschüler nicht anzukommen scheint – der die Lust an der Schule regelrecht vergällt wird, bis sie krank wird.

Ob sie es endlich schafft, sich gemeinsam mit der blauen Schlange „Schleicher“ einen Platz unter den Schülern zu verschaffen, will ich nicht verraten.

Auf jeden Fall habe ich dieses kleine Buch gerne gelesen und auch meinem Sohn vorgelesen. Ich finde solche kleinen Bücher immer praktisch, sie passen gut in eine Handtasche. Ich nehme sie gerne mit, wenn ich mit meinem Sohn beim Arzt bin oder wenn wir zur EEG-Untersuchung und zum Neurologen ins Krankenhaus fahren müssen. Während der Wartezeit kann ich meinem Sohn dann immer aus einem solchen Buch vorlesen. Darüber freut er sich sehr, hört mir auch meistens zu, wenn wir lange warten müssen. Auch ich mache mir zu diesen Kinderbüchern immer Gedanken und überlege, für welche Altersgruppe – aus meiner Sicht – ein solches Buch geeignet sein könnte.

Mich interessiert die Thematik „Mobbing in der Schule“ auch, weil ich Leute kenne, die davon betroffen waren. Ich kenne beispielsweise ein Mädchen, das in einer Realschule so gemobbt wurde, dass es überhaupt nicht mehr zur Schule gehen wollte. Leider ist „Gemobbt-Werden“ kein triftiger Grund, die Realschule wechseln zu dürfen. Die Schülerin hatte nur zwei Möglichkeiten: entweder sie lässt sich weiterhin mobben – oder sie geht auf eine Privatschule. Die Eltern haben sie in einer Privatschule angemeldet, wo es ihr sehr gut gefällt.

Das ist ein erschreckender Fall – und deswegen finde ich die Idee, schon 4- bis 9-Jährige über diese Thematik aufzuklären, damit Mobbing verhindert werden kann, sehr gut. Und mit Hilfe eines Kinderbuchs kann man das durchaus machen.

Die Handlung des Buches „Charlotte und der blaue Schleicher“ ist ansprechend und spannend geschrieben mit vielen Dialogen, aus der Sicht des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler). Beim Lesen konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie es für Charlotte war, dauernd gehänselt und ausgegrenzt zu werden. Auch das Ende der Geschichte finde ich sehr clever – und ich bin der Meinung, dass Kinder aus dieser Geschichte lernen können und zum Nachdenken kommen, ob sie nicht selbst Mitschüler mobben – oder es schon bemerkt haben, wie andere Mitschüler gemobbt werden. Ist es dann nicht besser, solchen Mitschülern zu helfen – anstatt zuzusehen?

Die Aufmachung des kleinen Buches finde ich ebenfalls sehr hübsch. Mir gefallen die bunten Farbstiftzeichnungen und die Tatsache, dass jede Seite der Geschichte mit einer bunten Seitenumrandung verziert ist. Weiterhin ist das Buch auf glänzendem Papier gedruckt und es macht mir einfach Spaß, diese Seiten durchzublättern. Das Postkartenformat macht aus diesem Buch auch einen praktischen Urlaubsbegleiter, da man im Gepäck nicht viel Platz dafür braucht.

Die vom Verlag empfohlene Altersfreigabe für Kinder von 4 bis 9 Jahren finde ich angemessen.

==Mein Fazit==

„Charlotte und der blaue Schleicher“ ist ein kleines Buch für Kinder von 4 bis 9 Jahren mit einer guten Geschichte, die an Aktualität wohl nie verlieren wird.

Ich selbst finde das Thema sowie die Aufmachung des Buches und den Schreibstil für Kinder sehr gut und vergebe 5 von 5 Sternen und eine Kauf-/Leseempfehlung.

P.S.: Diesen Bericht habe ich bereits bei der Verbraucherplattform Ciao.de unter meinem dortigen Nicknamen „Sydneysider47“ veröffentlicht.

(Rezi von Adelheid) Lisa Gardner – Ohne jede Spur

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Durch eine Leseprobe und eine kurze Inhalts-Information bei vorablesen.de wurde ich aufmerksam auf folgendes Buch:

==Ohne jede Spur==

Autorin: Lisa Gardner
Seitenzahl: 541 Seiten
Erscheinungsdatum in Deutschland: 1. August 2011
Verlag: rororo (Rowohlt)
ISBN-Nummer: 978-3499255571

Das Buch ist als Taschenbuch erschienen und kostet in Deutschland 9,99 Euro im Buchhandel.

==Über Lisa Gardner==

Lisa Gardner ist eine amerikanische Autorin, die schon einige Bestseller schrieb – beispielsweise „Lauf, wenn du kannst“ und „Kühles Grab“.

Die Autorin lebt mit ihrer Familie in New England (USA).

==Leseprobe==

Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe gibt es unter folgendem Link:

Klicke, um auf Leseprobe_Gardner_Ohne.pdf zuzugreifen

==Eine junge Mutter verschwindet spurlos – oder: die Handlung==

Die junge Lehrerin Sandra Jones verschwindet eines Abends spurlos aus ihrem Haus. Ihre vierjährige Tochter Clarissa, genannt Ree, schläft, und ihr Mann Jason Jones ist von seiner Arbeit noch nicht zurückgekehrt.

Die Ermittlerin der Polizei, Detective Sergeant D.D. Warren, übernimmt die Suche nach der vermissten Sandra – und zuerst sieht es tatsächlich so aus, als habe Sandra ihre Familie verlassen.

Dann aber tippt die Polizei auf ein Verbrechen. Jason Jones könnte seine Frau umgebracht haben – oder auch der Nachbar Aidan Brewster. Aidan scheint der „Musterverdächtige“ zu sein – ein junger Mann, der wegen Vergewaltigung schon vorbestraft wurde und immer noch unter Aufsicht der Behörden steht.

Aber – was ist nun tatsächlich passiert? Die Polizei untersucht Sandras Computer, sie lässt Ree befragen, die augenscheinlich irgendetwas vom Verschwinden ihrer Mutter mitbekommen hat. Und dann erzählt Aidan, er habe gesehen, wie Sandra am Abend ihres Verschwindens von einem Mann in ein Auto gezerrt wurde und das Auto wegfuhr.

==Eine sympathische Verschwundene wird gesucht – oder: mein Leseeindruck==

Bei vorablesen.de konnte ich das Buch nicht als Leseexemplar gewinnen – und so habe ich es mir selbst gekauft.

Der Anfang ist spannend. Die Lehrerin Sandra Jones schildert aus der Ich-Perspektive, wie sie an einem Abend, als sie ihre Tochter Clarissa ins Bett gebracht wird, durch ein Ereignis aus ihrem üblichen Tagesablauf gerissen wird. Was genau passiert, erfahre ich als Leserin erst einmal nicht. Ich erfahre nur, dass es sich beim Anfangskapitel um die letzten Minuten in Sandras Leben handeln könnte.

Denn Sandra verschwindet. Spurlos. Aber was ist mit ihr passiert? Lebt sie – oder wurde sie umgebracht? Und wenn ja, von wem?

Mein Leseinteresse ist geweckt und ich verfolge gespannt weiter die Ereignisse in dem Buch.

Die Ereignisse werden vorwiegend aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) geschildert – beispielsweise, wenn die Polizeiermittlerin Detective D.D. Warren auftaucht oder sich die Handlung um Sandras Mann und ihre Tochter dreht.

Zwei Ich-Erzähler tauchen trotzdem immer wieder auf. Eine Ich-Erzählerin ist Sandra, die immer wieder Dinge aus ihrer Vergangenheit berichtet – die sind in Kursivschrift zu lesen. Der zweite Ich-Erzähler ist der Nachbar Aidan Brewster. Wenn er über sich und sein Leben berichtet, wird keine besondere Schriftart verwendet.

Beim Lesen komme ich mit zwei Ich-Erzählern (deren Schilderungen immer wieder in die Romanhandlung „eingestreut“ werden) nicht durcheinander, weil Sandras Gedanken über ihre Familie und ihre Vergangenheit – wie schon erwähnt – in Kursivschrift erscheinen und weil Aidan über andere Themen als Sandra redet. So redet er beispielsweise von seinen sexuellen Begierden gegenüber einer Frau, namens Rachel.

Nach dem Verschwinden von Sandra nimmt die Polizeiermittlerin Detective D.D. Warren die Suche nach Sandra auf – und der Roman bleibt erst einmal spannend. D.D. Warren befragt Jason Jones, Sandras Ehemann, und sie lässt die Tochter Clarissa durch eine Expertin, die sich mit Kindern auskennt, befragen. Verdächtig sind zunächst der Ehemann Jason Jones – und der Nachbar Aidan Brewster. Aber ist einer von ihnen wirklich der Täter – oder haben wir es hier mit der berühmten „falschen Fährte“ zu tun (Anmerkung: „falsche Fährte“ bedeutet: man lenkt den Verdacht auf eine oder mehrere Personen, die das Verbrechen nicht begangen haben), die Krimischreiber gerne in ihren Romanen verwenden? Ich will das wissen, deswegen lese ich weiter.

Nach ungefähr 130 Seiten nimmt die Spannung im Roman rapide ab – ich habe beim Lesen den Eindruck, die Handlung komme nicht richtig voran – so wie auch die Ermittlungen im Fall der verschwundenen Sandra ins Stocken geraten sind.

Was die Verdächtigungen anbelangt, fühle ich mich als Leserin oft wie in einem Ping-Pong-Spiel: einmal gibt es Momente, während derer eindeutig der Ehemann Jason Sandra entführt und umgebracht haben könnte – dann gibt es Momente, während derer ich das nicht mehr glaube und eindeutig Aidan Brewster für mich der Täter ist.

So geht es hin und her – und Sandra bleibt verschwunden. Sie meldet sich beim Leser immer wieder nur durch ihre Gedanken, ihre Erinnerungen. Jason, der Ehemann ist mir abwechselnd unsympathisch und wieder sympathisch. Aidan, der Nachbar, bleibt mir immer unsympathisch und geheimnisvoll – denn ich weiß lange Zeit nicht, was ich von ihm halten soll.

Die Polizistin Detective D.D. Warren wirkt zwar sympathisch und erfahren, kommt aber im Roman viel zu selten vor. Ich kenne Kriminalromane, während derer die Ermittler viel stärker ins Rampenlicht der Handlung gerückt wurden – D.D. Warren dagegen bleibt irgendwie blass.

Im Vordergrund stehen Sandra und Jason. Sie haben beide eine schlimme Vergangenheit hinter sich. Und es scheint auch so, als stünde es mit dem Eheleben der beiden nicht zum Besten. Sandra hat einen Verdacht gegenüber ihrem Ehemann – und seine Internetaktivitäten genauer unter die Lupe genommen. Zu Hilfe kam ihr da ihr Schüler Ethan – auch dessen Onkel Wayne spielte eine Rolle in Sandras Leben…

Ab Seite 300 circa wird der Roman wieder spannender für mich – es tritt eine Wende in der Handlung ein, einige wichtige Details werden offensichtlich. All das fesselt mich und lässt mich das Buch interessiert zu Ende lesen.

Der Schluss ist für mich unerwartet – nein, damit hatte ich nicht gerechnet! Und das ist gut so!

Positiv möchte ich bei dem Buch anmerken, dass auf „Splatter-Details“ – also die grausame Beschreibung irgendwelcher Taten in allen Einzelheiten – verzichtet wird. Das finde ich sehr angenehm zu lesen. Ich muss bei einem Krimi wirklich nicht die Beschreibung jedes Bluttropfens lesen – so wie es heute bei vielen Krimis und Thrillern üblich ist.

Als Thriller würde ich diesen Roman jedoch nicht bezeichnen – es ist ein Krimi oder auch ein Familienroman, in dem einige Abgründe einer Familie zutage kommen, weil eine Mutter verschwindet. Ein Thriller ist für mich ein Buch, das so spannend ist, dass es sich schnell lesen lässt und ich beim Lesen atemlos jede Seite umblättere – und ich mich nur schwer von der Lektüre losreißen kann. Und so spannend ist „Ohne jede Spur“ nicht.

==Mein Fazit==

„Ohne jede Spur“ von Lisa Gardner ist ein Krimi, den ich gerne gelesen habe. Als besonders positiv möchte ich hervorheben, dass der Krimi unblutig ist – was ich persönlich bei der Lektüre als angenehm empfand.

Wegen einiger langatmiger Stellen in der Handlung ziehe ich einen Bewertungsstern ab.

Es bleiben immer noch vier von fünf Bewertungssternen – also die Note „gut“ – und eine Empfehlung für das Buch „Ohne jede Spur“ von Lisa Gardner.

P.S.: Ich schreibe auch noch unter dem Nicknamen „Sydneysider47“ für Ciao.de, unter dem Nick „Irina Melbourne“ für Amazon.de sowie „adel69“ bei Vorablesen.de.

(Rezi von Adelheid) Carlos Ruiz-Zafón – Marina

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Im September 2011 habe ich folgendes Buch gelesen:

==Marina==

Autor: Carlos Ruiz Zafón
Seitenzahl: 352 Seiten
Verlag: S. Fischer
ISBN-Nummer: 978-3100954015
Erschien in Deutschland: im Frühjahr 2011 – im September erschien das Buch bereits in der 5. Auflage.

Das Buch liegt bisher nur als Hardcoverausgabe vor und kostet im Buchhandel 19,95 Euro.

==Über Carlos Ruiz Zafón==

Der spanische Autor Carlos Ruiz Zafón, geb. 25. September 1964 in Barcelona, arbeitete zuerst in einer Werbeagentur, bevor er als Schriftsteller Karriere machte. In Deutschland wurde er einem großen Publikum durch seine Bücher „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“ bekannt.

Seit Mitte der 1990er-Jahre lebt Carlos Ruiz Zafón in Los Angeles (USA) (Quelle: Buchumschlag).

==Leseprobe==

Eine Leseprobe gibt es unter folgendem Link:

Klicke, um auf Leseprobe_Zafon_Marina.pdf zuzugreifen

==Óscar und Marina ermitteln in Barcelona – oder: die Handlung==

Óscar Drai, der Ich-Erzähler, ist Schüler in einem Internat in Barcelona (Spanien) Ende der 1970er-Jahre.

Gerne geht der 15-jährige Schüler nachmittags in der Stadt spazieren. Eines Tages lernt er in einem Villenviertel das Mädchen Marina kennen. Sie lebt mit ihrem Vater Germán zusammen, die Mutter ist schon gestorben.

Óscar ist fasziniert von Marina, trifft sie von nun an oft und gerät mit ihr an das Geheimnis einer ehemals bedeutenden Familie Barcelonas. Es handelt sich um die Familie, die die Firma Velo Grandell besaß. In dieser Firma wurden Orthopädieartikel und medizinische Prothesen hergestellt. Zu großem Ruhm gelangte die Firma durch den Chefingenieur der Entwicklungsabteilung Kolwenik, der ursprünglich aus Prag stammte und die Idee hatte, künstliche, aber bewegliche Gelenke (beispielsweise Fingergelenke) herzustellen – und diese Idee auch in die Tat umsetzte.

Óscar und Marina entwickeln sich zu Detektiven, die versuchen, Licht in das Rätsel um die Familie zu bringen. Und auf einmal erfährt Óscar, dass Marina krank ist…

==Längst nicht so gut wie Zafóns Buch „Der Schatten des Windes“ – oder: meinee Leseerfahrung==

Das Buch „Der Schatten des Windes“ von Zafón habe ich gelesen und war begeistert davon. Ich erwartete, dass „Marina“ ähnlich gut sein würde. „Marina“ ist ein Frühwerk des Autors, in Spanien bereits 1999 veröffentlicht, bei uns kam das Buch erst 2011 auf den Markt.

„Der Schatten des Windes“ ist für mich ein Historienthriller, gemischt mit Fantasy- und Krimi-Elementen und einer Liebesgeschichte – alles zu einem vorzüglichen Buch komponiert. Leider ist „Marina“ längst nicht so gut. Der Autor hat zwar einen guten Schreibstil, auch die Hauptpersonen Marina und Óscar sind mir sympathisch, das Buch lässt sich schnell lesen dank der großen Schrift und der vielen Dialoge – aber die Handlung von „Marina“ kann mich nicht faszinieren.

Beim Lesen entdecke ich immer mehr und mehr, dass mich die Geschichte rund um die Firma Velo Grandell kaum interessiert. Zumal der Autor hin und wieder immer wieder in „Geschwafel“ abdriftet – beispielsweise, als er erzählt, wie es passierte, dass der Chefingenieur Kolwenik Ewa Irinowa heiratete und, was dann passierte. Das liest sich dann eher wie eine Firmenchronik und nicht wie ein Roman.

Marina und Óscar fragen diesen, fragen jenen, um zu erfahren, was mit diversen Personen, die irgendwie mit dieser Firma zu tun hatten, passiert ist. Diese Ermittlungsgeschichte ist immer wieder gemischt mit ein paar Horrorelementen – wenn beispielsweise in einem dunklen Raum Holzpuppen von der Decke baumeln und eine merkwürdige, ja fast schon grausige Atmosphäre schaffen. Grausig? Nicht grausig genug, um mich zu packen. Ich frage mich beim Lesen immer wieder, was der Autor mit der Erfindung dieses Raumes bezwecken will. Er löst das Geheimnis um diesen Raum zum Ende des Buches.

Im gesamten gesehen ist mir das Buch jedoch zu überfrachtet mit Krimi- und Fantasy-/Horror-Elementen. Ich hätte mir hier eine stringente Kriminalgeschichte gewünscht – die sich rein mit den Ermittlungen diverser unklarer Sachverhalte rund um die Firma Velo Grandell und irgendwelche Personen befasst. Eine Geschichte also, in der noch einige Polizisten mitspielen. Oder Zafón hätte eine reine Fantasy-Geschichte machen sollen mit merkwürdigen Dingen, die in der Firma Velo Grandell und deren Umfeld passieren.

Die Fantasy- und Horrorelemente, die vereinzelt in dem Buch „aufblitzen“, stören mich, sie sind mir einfach zuviel.

Das Buch hat zwei markante Geschehnisse am Ende. Erstens ein furioses Finale um das Rätsel der Familie – ein Finale, in dem viel zerstört wird. Dieses Finale wirkt auf mich übertrieben – vergleichbar ist es durchaus mit den Geschehnissen in einem Actionfilm.

Ein weiteres Finale betrifft Marina und Óscar. Ein Finale, das mich nachdenklich stimmt – für mich das Buch aber nicht mehr „retten“ kann. Ich kann hier nur drei Sterne – also ein „Befriedigend“ – in der Gesamtwertung vergeben.

==Mein Fazit==

Für mich ist das Buch „Marina“ von Carlos Ruiz Zafón enttäuschend. Ich mag den Schreibstil des Autors, das Buch ließ sich schnell lesen, die Handlung konnte mich jedoch nicht begeistern. Ich habe das Buch verkauft.

Bleiben für mich drei von fünf Sternen und eine Neutralitätsempfehlung.

P.S.: Ich schreibe auch noch unter dem Nicknamen „Sydneysider47“ für Ciao.de, unter dem Nick „Irina Melbourne“ für Amazon.de sowie „adel69“ bei Vorablesen.de.

(Rezi von Adelheid) John Hart – Das eiserne Haus

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Vor einigen Wochen hatte ich bei vorablesen.de wieder Glück und konnte – nachdem ich dort einen Leseeindruck hinterlassen hatte – folgendes Buch gewinnen:

==Das eiserne Haus==

Autor: John Hart

Verlag: C. Bertelsmann

Seitenzahl: 512 Seiten

Erscheinungsdatum in Deutschland: 5. März 2012

ISBN-Nummer: 978-3570101193

Das Buch ist im deutschsprachigen Raum als Hardcover-Ausgabe mit Schutzumschlag erhältlich und kostet im Buchhandel in Deutschland 19,99 Euro.

==Über den Autor John Hart==

John Hart ist ein amerikanischer Autor, Jahrgang 1965. Bevor er sich dem Schreiben widmete, war er als Rechtsanwalt tätig.

Sein Erstlingswerk „Der König der Lügen“ machte ihn bekannt, seine beiden Folgeromane „Der dunkle Fluss“ und „Das letzte Kind“ brachten ihm sogar jeweils einen Edgar-Allen-Poe-Award (das ist ein Preis, mit dem besonders gute Kriminalromane ausgezeichnet werden) ein.

„Das eiserne Haus“ ist sein vierter Roman.

==Über zwei Brüder, Killer und ein Waisenhaus – oder: die Handlung==

Die Brüder Michael und Julian wurden als Kleinkinder an einem Fluss ausgesetzt, von einem Jäger gefunden und ins Waisenhaus „Iron House“ (übersetzt: eisernes Haus) in den Bergen von North Carolina (USA) gebracht.

In diesem Waisenhaus herrschen harte Regeln. Schwache Kinder werden von stärkeren unterdrückt, gequält und verletzt. Julian überlebt die Attacken von Hennessy und seiner Bande nur, weil er von seinem älteren und stärkeren Bruder Michael beschützt wird.

Nach einer besonders schlimmen Attacke durch Hennessy und seine Bande findet Julian ein Messer, das irgendwo im Schnee vor dem Waisenhaus liegt. Damit bringt er Hennessy in einem Waschraum um. Michael findet die Leiche von Hennessy – und er sieht seinen Bruder mit dem Messer. Er beschließt, für diese Tat die Schuld auf sich zu nehmen und verschwindet nach New York.

Julian wird von Abigail und ihrem Mann Randall adoptiert. Randall ist Senator und sehr reich. Julian lebt in Sicherheit und entwickelt sich zu einem gefeierten Kinderbuchautor und begabten Maler. Jedoch kann er die Erlebnisse der Kindheit nicht vergessen und ist immer noch traumatisiert. Es gibt nur einen, der ihm helfen kann – Michael.

In New York hat Michael sich – unter der Obhut des Verbrecherbosses Otto Kaitlin – zum Killer entwickelt. Also, zu einem Mann, der sich seiner Haut zu wehren weist und Gegner gnadenlos niederschießen kann. So kann er sich in der Verbrecherszene Respekt verschaffen.

Als Otto Kaitlin stirbt und Michaels Freundin Elena schwanger wird, beschließt Michael, aus dem Verbrechermilieu auszusteigen. Aber so einfach ist das nicht. Er flieht mit Elena, aber es gibt Leute aus der Verbrecherszene – Stevan und Jimmy – , die ihn am liebsten tot sehen wollen. Sie verfolgen ihn und Elena – und drohen auch, nach Julians Leben zu trachten.

Deswegen macht sich Michael auf die Suche nach Julian. Julian, den er 23 Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Elena und Michael scheinen auf dem Anwesen des Senators und seiner Frau Abigail in Sicherheit zu sein. Aber die Ereignisse überschlagen sich – und Michael merkt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen und das Waisenhaus „Iron House“ aufsuchen muss…

==Leseprobe==

Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:

Klicke, um auf Leseprobe_Hart_Haus.pdf zuzugreifen

==Ein Killer will aus dem Verbrechermilieu aussteigen und muss sich seiner Vergangenheit stellen – oder: meine Lese-Erfahrung==

Die Leseprobe bei vorablesen.de gefiel mir – und so freute ich mich, dass kurz vor meinem Türkei-Urlaub im März 2012 das Buch „Das eiserne Haus“ bei mir eintraf.

Ich habe das Buch während des Urlaubs gelesen und verbrachte sowohl während der Busfahrten in der Türkei als auch abends in den Hotels spannende Lesestunden.

Das aus der Perspektive des auktorialen Erzählers geschriebene Buch (es ist also kein Ich-Erzähler vorhanden) bot mir ein intensives Leseerlebnis. Ich war gleich mittendrin in der Handlung, im Geschehen – eine lange Einlesezeit brauchte ich also nicht.

Zu Beginn des Buches kommt Michael zum Krankenbett seines „Ziehvaters“ Otto Kaitlin und gesteht ihm, er wolle aus dem Verbrechermilieu aussteigen. Seine Freundin Elena ist schwanger – und Michael will mit ihr eine Familie haben. Eine Familie – das hatte Michael als Kind nicht. Kaitlins Einverständnis für seine Pläne bekommt er – aber so einfach ist der Ausstieg nicht. Nach Kaitlins Tod sind Michael und Elena Gejagte. Auf einmal fliegt das Lokal, in dem Elena arbeitet, in die Luft. Elena hat nur deswegen überlebt, weil sie wegen Schwangerschaftsübelkeit nicht zur Arbeit erschien.

Leute sehen Michael vom Unglücksort fliehen – und Michael gerät in Verdacht, das Lokal in die Luft gejagt zu haben. Aber so ist es nicht. Verbrecher, die Michael kennen, jagen ihn und Elena. Die Gründe, warum sie sie jagen, sind verschieden. Da gibt es Stevan, den leiblichen Sohn Otto Kaitlins, und auch Jimmy, einen sehr berechnenden und auch sehr brutalen Killer.

Und so ist für Spannung in dem Buch gesorgt. Michael fährt mit Elena viele Kilometer durch die USA und schildert ihr seine Vergangenheit. Dauernd sind die beiden auf der Flucht.

Als Leserin fiebere ich mit. Und Michael ist mir sympathisch, obwohl er ein Killer ist. Aber der Autor stellt seine Figur sehr überzeugend da – und es wird logisch dargestellt, wie Michael zum Killer wurde und warum.

Auch sein Bruder Julian ist sympathisch. Er ist schizophren – einerseits ein gefeierter Jugendbuchautor, anderseits gibt es eine zweite Persönlichkeit in ihm, die versucht, ihn zu zerstören. So zu zerstören, dass er ohne ärztliche Hilfe nicht überleben kann.

Abigail, die Frau des Senators, die ihn adoptiert hat, hat versucht, mütterliche Wärme zu vermitteln, ihm die Familie zu geben, die er nie hatte. Aber sie stößt an ihre Grenzen – und so ist sie erleichtert, als Michael auftaucht.

Abigail ist eine starke Frau. Sie ist nicht nur die Frau des Senators, die gut aussieht und repräsentieren kann – sie ist auch eine Frau, die clever ist, die kämpfen kann und die bereit ist, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, wenn es sein muss.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es stellenweise brutal war. Natürlich werden Leute in diesem Buch gequält, natürlich sterben Leute in dem Buch – teilweise auf brutale Weise. All das schildert der Autor. Und auch die Düsternis, die Verzweiflung in dem Waisenhaus „Iron House“ wird ganz eindringlich vermittelt. Der Autor hat einen schönen, literarischen Schreibstil – und es gefällt mir, wie er mit Worten Bilder in meinem Kopf heraufbeschwören kann – auch wenn die Bilder nicht immer positiv sind. Beispielsweise „Der Himmel sah aus wie nasses Leinen, und die Bäume waren Skelette mit krummen Armen und Millionen verknoteten Fingern“ (Zitat aus Seite 56).

Die Lektüre ist sehr intensiv. Ich hatte die genannten Personen ins Herz geschlossen und fieberte und litt mit ihnen mit, wenn wieder etwas ganz Schlimmes passierte – oder sie auf der Flucht waren. Und ständig passieren neue Wendungen – passieren Ereignisse, mit denen ich nicht rechne. Bis zum unerwarteten Schluss…

==Mein Fazit==

Wer einen durchweg spannenden Thriller sucht, bei dem man kaum Einlesezeit braucht, dem kann ich „Das eiserne Haus“ empfehlen. Allerdings ist der Roman nichts für Zartbesaitete, man muss beim Lesen auch brutale Szenen aushalten können.

Ich vergebe dem Buch fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

(Rezi von Adelheid) Der wahrhaftige Volkskontrolleur von Andrej Kurkow

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Vor kurzem habe ich folgendes Buch zu Ende gelesen:

==Der wahrhaftige Volkskontrolleur==

Autor: Andrej Kurkow

Erschienen in Deutschland: 25. November 2011

Verlag: Haymon-Verlag, Wien, Österreich

Seitenzahl: 430 Seiten

ISBN-Nummer: 978-3852186795

Das Buch erschien bisher in einer Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag und kostet im Buchhandel in Deutschland 22,90 Euro.

==Über den Autor Andrej Kurkow==

Andrej Kurkow wurde 1961 in St. Petersburg (Russland) geboren und lebt schon seit seiner Kindheit in Kiew (Ukraine).

Nach einem Fremdsprachenstudium (er beherrscht 11 Sprachen) arbeitete er in vielen Jobs. Er war Zeitungsredakteur, Gefängniswärter, Kameramann und Drehbuchautor.

Seit 1996 ist er als freier Schriftsteller tätig und arbeitet immer wieder für Radio und Fernsehen. Von ihm erschienen schon einige Bücher – unter anderem „Der Milchmann in der Nacht“.

==Über einen Volkskontrolleur, einen sprechenden Papagei, ein Schuldirektor und einen Engel, die alle in der Sowjetunion unterwegs sind – oder: die Handlung==

Die Handlung spielt in der Sowjetunion der 1930er-Jahre (Anmerkung: Die Sowjetunion war ein Einparteienstaat, der 1922 gegründet und 1991 aufgelöst wurde. Zur Sowjetunion – abgekürzt UdSSR – gehörten beispielsweise die Ukraine, Estland, Lettland, Litauen, Aserbaidschan. Quelle: Wikipedia.de).

Es gibt Kolchosen (landwirtschaftlicher Großbetrieb der Sowjetunion unter genossenschaftlicher Verwaltung – Quelle: Wikipedia.de). Die meisten Menschen besitzen nur das Nötigste und versuchen, ihren Alltag irgendwie zu meistern.

Im Dorf Kroschkino lebt der Bauer Pawel Dobrynin mit seiner Frau und seinen Kindern. Er  arbeitet in einer Kolchose. Dort ist er unbeliebt, weil er ehrlich ist. Eines Tages wird er zum Volkskontrolleur in der gesamten Sowjetunion auf Lebenszeit gewählt. Das ist eine Ehre für ihn – und er reist mit einer Axt im Rucksack mit dem Zug nach Moskau, von wo aus er diesen Job antreten wird. Seine Aufgabe ist es, Betriebe in der Sowjetunion zu besuchen und zu kontrollieren.

In Moskau wird er von einer Staatskarosse abgeholt und bezieht eine neue Wohnung. Auch eine so genannte „dienstliche Ehefrau“, ausgewählt von den obersten Sowjets (Führern der Sowjetunion), wird ihm zur Seite gestellt. Das ist befremdlich für ihn – aber richtig für seine Arbeitgeber. Finanziell geht es ihm ebenso gut. Als Volkskontrolleur muss er nur noch seinen Ausweis vorzeigen – und darf sich in Geschäften das aushändigen lassen, was er will, ohne es bezahlen zu müssen. Denn er kann ja sagen, dass er die Waren kontrolliert.

Mit seinem Pferd Grigorij, ein Geschenk des Genossen Kalinin (einer der direkten Vorgesetzten Pawels), wird Pawel im Flugzeug in die Nähe seines ersten Einsatzortes geflogen. Aber – bis er endlich dorthin kommt, gibt es zahlreiche Pannen. Es ist bitterkalt, meterhoch liegt Schnee – und Pawel braucht Glück und Freunde, um vorwärts zu kommen…

Aber nicht nur um Pawel Dobrynin geht es in dem Buch. Der Leser wird auch bekannt gemacht mit den Geschichten um einen Engel, der aus dem Paradies geflohen ist, um zu prüfen, warum nicht ein Mensch aus der Sowjetunion bisher nach dem Tod in den Himmel gekommen ist. Gibt es in der Sowjetunion etwa keine Gerechten? Der Engel will das überprüfen – und schließt sich einer Gruppe Deserteuren (Leute, die aus der Roten Armee geflüchtet sind) und Kolchosen-Flüchtlingen (entflohene Bauern) an, die auf der Suche nach dem „gelobten Land“ sind. Also einem Land, das sie besiedeln können – und in dem sie schalten und walten können, wie sie wollen.

Der Engel sucht einen Gerechten, mit dem er ins Paradies zurückkehren kann.

Weiterhin erzählt Kurkow Ereignisse rund um den Genossen Wasilij Wasiljewitsch Banow, Direktor einer Moskauer Schule, der gerne auf dem Dach seiner Schule sitzt, weil er von dort aus den Kreml sehen kann. Als er den Aufsatz eines Schülers liest, dessen Vater als Anhänger der Bolschewisten vergiftet wurde, lernt er dessen Mutter Klara kennen und verliebt sich in sie. Gemeinsam wagen sie einen Fallschirmabsprung.

Immer wieder tauchen der Künstler Mark Iwanow und sein Papagei Kusma auf. Miteinander treten sie auf Veranstaltungen auf, während derer Kusma Gedichte vorträgt – Gedichte, die Lenin und die Sowjetunion in einem positiven Licht zeigen.

Wie geht es weiter mit diesen Menschen? Wird Pawel ein guter Volkskontrolleur? Wie entwickelt sich das Verhältnis zwischen Klara und Banow? Wie geht es weiter mit Mark und Kusma? Und wird der Engel eine oder einen Gerechten in der Sowjetunion finden?

==Leseprobe==

Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:

http://www.vorablesen.de/files/Leseprobe_Kurkow_Volkskontrolleur.pdf

==Skurriles aus der Sowjetunion – oder: meine Leseerfahrung==

Ich habe dieses Buch gerne gelesen. Ein Grund dafür war mein Aufenthalt in St. Petersburg (Russland) im Jahre 1993.

Ein weiterer Grund war, dass – als ich aufwuchs – die Sowjetunion noch existierte. Da gab es den Westblock und den Ostblock, da gab es die NATO und den Warschauer Pakt und viele Politiker, die wegen einiger Friedensgespräche in die Sowjetunion oder andere Ostblockstaaten reisten – und Ostblockstaatenpolitiker, die nach Deutschland reisten. Da hieß St. Petersburg noch Leningrad – und viele Städte in der Sowjetunion durfte man gar nicht besuchen – beispielsweise Wladiwostok.

Ich bin zu Zeiten der Sowjetunion nie dort gewesen. Umso mehr interessierte mich dieses Buch „Der wahrhaftige Volkskontrolleur“. Kurkow zeigt dem Leser die kleinen, die einfachen Leute, die so erzogen werden, dass sie denken, dass alles, was sie machen, zum Wohle des Staates sein muss. Die meisten Leute besitzen nicht viel – aber das ist doch egal, wenn sie mit ganzem Herzen und mit aller Kraft dem Wohle des Staates – und somit des Volkes – dienen.

Ein wahrer Held in der Sowjetunion war der, der seine Familie verlässt, um als Volkskontrolleur monatelang in diesem Riesenland unterwegs zu sein. Ein wahrer Held in der Sowjetunion war der, der auf einmal einen Liter Blut spendet für die Blutreserven des Landes. Denn es könnte ja einen Krieg geben – und dann braucht man dieses Blut. Wenn den Spendern nach der Blutentnahme schlecht wird, so macht das nichts. Das zeigt man nicht. Man hat es doch zum Wohle der Sowjetunion getan.

Gefühle haben in diesem System keinen Platz – aber dennoch gibt es sie. Es gibt Liebe in dem Buch, es gibt Freundschaften, es gibt Leute, die einander helfen.

Kurkow schafft skurrile Situationen, übertrieben scheinen sie mir. Denn – gab es in der Sowjetunion Volkskontrolleure, Ein-Liter-Massenblutabnahmen und andere merkwürdige Aktionen? Ich weiß es nicht. Solche Schilderungen schmälern nicht den Lesegenuss, gestalten sie doch die Lektüre manchmal vergnüglich und sind manchmal nachdenklich machend.

Ich mochte die Charaktere, die in dem Buch vorkommen. Ich mag Pawel Dobrynin. Er ist  vertrauensvoll und ehrlich – er glaubt, dass jede Situation – und sei sie noch so mies – sich für ihn zum Guten wenden werde. Vielleicht nimmt er deswegen den Job als Volkskontrolleur an und verlässt vorerst seine Familie im Dorf Kroschkino. Interessant ist, wen er alles trifft. Er trifft beispielsweise einen Komsomolzen, der ihm weiterhilft. Das Wort „Komsomolze“ muss ich schon zweimal lesen, bis ich es mir verinnerlichen kann.

Weiterhin trifft er einen Urku-Jemzen, der gerne einen russischen Namen haben will. Pawel gibt ihm einen. Zum Glück kommen solche russischen Namen und Völkerbezeichnungen, wie Urku-Jemze, nicht zu häufig vor – machen mir die Lektüre also nicht unnötig schwer.

Lesen lässt sich das Buch gut. Das liegt nicht nur an dem einfachen Schreibstil aus der Sicht des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler), sondern auch an den sympathischen Charakteren und zahlreichen Dialogen.

Ich habe dennoch zwei Wochen gebraucht, bis ich das Buch gelesen hatte. Ursache dafür war vorwiegend die fehlende Spannung. Im Buch „Der wahrhaftige Volkskontrolleur“ lese ich Geschichten über Leute in der Sowjetunion – und es interessiert mich als Leserin, wie die Geschichten weitergehen und enden. Es aber gibt keine spannenden Situationen, die mich atemlos Seiten umblättern lassen und mich beim Lesen mitreißen.

Gefallen haben mir beim Buch die skurrilen Situationen. Skurrile Charaktere, skurrile Ereignisse – das sei typisch für die russische Literatur. Das habe ich mir von einer Freundin, die Russisch-Übersetzerin ist, sagen lassen.

So bin ich immer wieder amüsiert über bestimmte Situationen in dem Buch. Dann, wenn Pawel beispielsweise in dem Buch liest, das er vom Genossen Kalinin zur Vorbereitung auf seine Aufgabe als Volkskontrolleur bekommen hat. In dem Buch gibt es Geschichten über Lenin – eine davon heißt „Lenin am Tannenbaum“.  Lenin – das war doch ein Staatsmann. Da erwarte ich eher Geschichten, wie „Lenin im Kreml“. „Lenin am Tannenbaum“ – das klingt irgendwie „schräg“.

Aber auch die Tatsache, dass Pawel als Volkskontrolleur eine „Dienstgattin“ bekommt, erstaunt mich. Oder auch Situationen, während derer er es mit der sowjetischen Bürokratie zu tun bekommt. Eine Bürokratie, die Vorgänge noch umständlicher und langwieriger gestaltet. So ist es beispielsweise Vorschrift, dass Pawels Ankunft an einem Ort nicht direkt nach Moskau per Funk mitgeteilt wird – sondern mindestens erst über fünf Stellen „umgeleitet“ werden muss, bis sie Moskau erreichen darf.

Pawel ist die Hauptperson in dem Buch „Der wahrhaftige Volkskontrolleur“. Auch die Erlebnisse des Engels werden ausführlich behandelt. Schon allein der Gedanke, dass dieser aus dem Paradies entflohen ist, um in der Sowjetunion einen gerechten Menschen zu finden, ist äußerst ungewöhnlich und bringt mich zum Schmunzeln.

Was der Schuldirektor Banow und Mark und der Papagei erleben, wird ab und zu in Kapiteln eingestreut. Wobei ich gerne mehr über den, Gedichte deklamierenden, Papagei gelesen hätte. Denn die Idee, in der Handlung eines Buches einen Vogel Gedichte über Lenin und die Sowjetunion vortragen zu lassen, finde ich total „schräg“.

Während des Lesens habe ich mir viele Gedanken gemacht über Russland und die Sowjetunion. Sicherlich schildert das Buch Personen und ihre Erlebnisse aus den 1930er-Jahren aus dem Einparteienstaat Sowjetunion – aber könnten nicht Situationen, die in dem Buch geschildert sind, auch heute noch passieren? Ich denke schon – und wer wissen will, ob sie/er meine Meinung teilt, sollte dieses Buch lesen.

==Mein Fazit==

„Der wahrhaftige Volkskontrolleur“ ist ein Roman, der verschiedene Menschen in der Sowjetunion der 1930er-Jahre und ihr Leben beleuchtet.

Ich finde das Buch sehr lesenswert – ziehe aber wegen der fehlenden Spannung einen Bewertungsstern ab.

So bleiben für mich vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

(Rezi von Adelheid) Julia Crouch – Angsthauch

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Am 13. Januar 2012 erhielt ich folgendes Buch als Lese-Exemplar über vorablesen.de

==Angsthauch==

Autorin: Julia Crouch
Erscheinungsdatum in Deutschland: 13. Januar 2012
Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 496 Seiten
ISBN-Nummer: 978-3548283326

Das Buch ist als Taschenbuch erhältlich. Es kostet in Deutschland 9,99 Euro.

==Über die Autorin Julia Crouch==

Julia Crouch ist eine britische Autorin, die ein Studium der Theaterwissenschaften absolviert hat. Von ihr erschienen bereits drei Kinderbücher und mehrere Bücher mit Kurzgeschichten. Mit ihrer Familie lebt sie im britischen Ort Brighton. „Angsthauch“ (das im englischen Original „Cuckoo“) ist ihr erster Roman.

==Polly ist gekommen, um zu zerstören – oder: die Handlung==

Rose Cunningham ist glücklich mit ihrem Leben auf dem Land. Sie lebt in einem Cottage in Wiltshire (Großbritannien) mit ihren beiden Töchtern Anna und Flossie und ihrem Mann Gareth, der als Künstler tätig ist.

Eines Tages wird sie von ihrer Freundin Polly angerufen. Polly, die ehemalige Rocksängerin, ebenfalls Britin – die aber schon seit Jahren in Griechenland lebt mit ihrem Mann Christos und den beiden Söhnen Nico und Yannis. Polly hat eine schlechte Nachricht: Christos ist tot, verunglückt mit dem Auto. Spontan schlägt Rose vor, dass Polly mit ihren Jungen zu Rose und ihrer Familie ins Haus zieht. Nur vorübergehend. Gareth ist zuerst nicht begeistert, er mag Polly nicht – gibt aber dann doch, Rose zuliebe, nach.

Als Polly und ihre Jungen kommen, ziehen sie ins Nebengebäude. Und mit ihrer Anwesenheit verändert sich das Leben der ganzen Familie. Polly scheint nur Unglück zu bringen. Sie versucht zwar, reizend zu sein, ist aber eher schlampig und schusselig. So ist es fast kein Wunder, dass eine oder mehrere ihrer Beruhigungspillen von Flossie geschluckt werden. Aber – Moment mal – wie kann ein Baby Beruhigungspillen schlucken? Hat da nicht etwa Polly nachgeholfen, die steif und fest das Gegenteil behauptet?

Flossie muss im Krankenhaus stationär behandelt werden – und überlebt nur knapp. Ob sie bleibende Schäden zurückbehalten wird, ist nicht klar. Rose beschleicht immer mehr ein ungutes Gefühl, dass ihr Leben bedroht ist und Polly und ihre Söhne ganz schnell aus dem Haus ziehen müssen – zumal auch Gareth auf einmal ganz positiv gegenüber Polly eingestellt ist. Steckt mehr dahinter als nur Sympathie? Doch so einfach lässt sich Polly nicht abwimmeln…

==Leseprobe==

Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:

Klicke, um auf Leseprobe_Crouch_Angsthauch.pdf zuzugreifen

==Was langsam anfängt, wird zum Schluss spektakulär – oder: meine Leseerfahrung==

Ich habe mich gefreut, dass ich über vorablesen.de das Buch gewinnen konnte. Schon die Leseprobe hatte mir gut gefallen. Das Buch ist aus der Sicht des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit geschrieben. Es gibt viele Dialoge, die das Buch leicht lesbar machen.

Mir gefiel an dem Buch, dass ich schon am Anfang mittendrin war in der Handlung. Ich brauchte keine lange Einlesezeit. Was mich allerdings störte, war, dass nahezu 160 Seiten wenig passierte. Ich frage mich: Wo ist hier die Spannung in dem Buch? Es handelte sich eher um einen Familienroman, in dem einige Probleme der einzelnen Mitwirkenden zur Sprache kamen.

Polly und ihre Jungs kommen zu Rose und ihrer Familie. Diese drei Neuankömmlinge sind mir ziemlich unsympathisch. Polly ist schlampig und in gewisser Weise auch nachlässig – aber clever und raffiniert. Ihre Söhne sind grob und verwenden vorwiegend eine obszöne Sprache. Die Jungs werden in der Schule angemeldet. Rose ist das „Hausmütterchen“, das für alle kocht, alles saubermacht und sich um alles kümmert.

Erst, als Flossie die Beruhigungspillen schluckt, kommt Dramatik ins Buch. Ich mag Flossie und Anna – Rose dagegen halte ich für ziemlich „blauäugig“. Will sie das Verderben nicht sehen, das sich hinter ihrem Rücken zusammenbraut – oder kann sie es tatsächlich nicht sehen? Für mich als Leserin ist klar: Polly muss weg aus diesem Cottage – und zwar so schnell wie möglich. Und ihre Jungs natürlich mit dazu. So werde ich beim Lesen oft unruhig und denke: Wann bemerkt Rose endlich, was tatsächlich um sie herum passiert?

Ich bewundere Rose – besonders gegen Schluss des Buches – aber ganz sympathisch wird sie mir nie. Und Gareth, ihr Mann, ist sowieso merkwürdig. Warum nimmt er auf einmal Polly in Schutz, anstatt darauf hinzuarbeiten, dass sie geht?

Das Buch ist übrigens aus der Sichtweise von Rose geschrieben. Ich erfahre, was sie denkt, was sie sieht und welche Schlüsse sie daraus zieht. Aber ich erfahre nicht, was die anderen Personen denken – und was sie über Rose denken. Das kann man aus den Handlungen mancher Personen schließen, aber genau erfährt man es nicht.

Die letzten ungefähr 200 Seiten des Buches finde ich wirklich sehr spannend. Von Kapitel zu Kapitel passiert Neues – kommen neue, bedrohliche Situationen hinzu. Und das lässt mich das Buch schneller lesen.

Der Schluss ist wirklich spektakulär. Ich finde es gut, wenn ein Schluss nicht vorhersehbar ist – aber dieser Schluss hier haut mich fast um. Der Schluss ist grandios! Nein, damit hatte ich nicht gerechnet!

==Mein Fazit==

„Angsthauch“ von Julia Crouch ist ein Buch, bei dem es eine Weile dauert, bis es wirklich spannend ist. Aber dann wird es richtig gut.

Wegen der Langatmigkeit am Anfang ziehe ich einen Stern ab. Ansonsten vergebe ich vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Vielen Dank fürs Lesen und Bewerten!