Am 3. Juni hatte ich Glück. Ich konnte über vorablesen.de folgenden Apulien-Krimi gewinnen:
Tanz der Tarantel
Autorin: Kirsten Wulf
Verlag: KiWi
Seitenzahl: 368 Seiten
ISBN-Nummer: 978-3462046441
Erscheinungsdatum in Deutschland: 16. Juni 2014
Der Verlag war aber erstaunlich schnell – so lag das Buch schon am 05.06. in meinem Briefkasten. Da es draußen schön sonnig war und noch ist, bekam ich Lust, das Buch sofort nach Erhalt zu lesen.
Und das habe ich getan.
Über Kirsten Wulf
Kirsten Wulf wurde 1963 in Hamburg geboren. Sie war bereits als Journalistin in Mittel- und Südamerika, Portugal und Israel tätig. 2003 zog die Autorin nach Italien, wo sie lebt und arbeitet.
Die Handlung
Elena wohnt in Lecce, Italien, bei ihrem Onkel Gigi mit ihrem Sohn Ben. Sie ist Fotografin, ihr gefällt das Leben in Italien. Außerdem hat sie italienische Wurzeln. Das schlägt sich auch in ihrem Denken nieder – sie hat ein „italienisch-deutsches“ Denken, verwendet oft die deutsche und auch italienische Sprache gleichzeitig.
Eines Tages findet sie ihren Freund Nicola tot in einer Kirche in Galatina (Apulien) liegend. Er hatte sie vorher noch angerufen in aller Frühe und wollte, dass sie in die Kirche kommt. Merkwürdig ist das. Elena erinnert sich zurück. Nicolà Capone war ein erfolgreicher Musiker, und Elena hatte vorher mit ihm zusammengearbeitet, um eine Reportage zu machen.
Während sie sich zurückerinnert, trifft die Polizei ein – Elena ist erst mal verdächtig, weil sie am Tatort war, aber den Verdacht kann man ausräumen.
Die Ermittlungen beginnen. Zuständig ist Commissario Cozzoli. Eines kann man definitiv sagen: Nicolà wurde nicht in dieser Kirche umgebracht – jemand hat ihn in die Kirche gebracht. Und er war schon tot, als Elena diese Nachricht per Telefon bekam, er wolle sie in der Kirche treffen. Jemand muss sie also angerufen haben von Nicolàs Handy aus, die oder der wollte, dass Elena Nicolà finden sollte…
Leseprobe
Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:
Klicke, um auf lp_wulf_tanz_der_tarantel.pdf zuzugreifen
Leseerfahrung
Wer das Buch „Tanz der Tarantel“ liest, den erwartet eine Lektüre mit viel italienischem Flair. Beim Lesen begegne ich nicht nur lebendigen Beschreibungen von Land und Leuten, die sich in den Dialogen und den Schilderungen der Atmosphäre verdeutlichen. Nein, ich begegne auch vielen italienischen Wörtern und Ausdrücken, wie „pasticiotti“ und „tarantata“. Diese Ausdrücke sind zwar kursiv gedruckt, werden aber nie übersetzt. Ich kann sie erraten, weil ich Grundkenntnisse in der italienischen Sprache habe – aber auch aus dem Zusammenhang der Handlung lässt sich einiges erschließen. Leute, die der italienischen Sprache absolut nicht mächtig sind, könnten hier aber eventuell ein Problem haben.
Das Buch ist aus der Warte des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) mit vielen Dialogen in der Vergangenheit geschrieben.
Man muss sich schon einlassen können auf die Erzählweise der Autorin, die italienische Mentalität mit einer Romanhandlung mischt. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Elena erinnert sich zurück an Nicolà, wie sie ihn traf, wie er lebte, sprach und was für ein Charakter er war. Dann gibt es die Jetzt-Zeit, die traurige Tatsache, dass Nicolà tot ist und man versucht, Mörder und Motiv zu finden.
Beim Lesen merkte ich auch: die Autorin scheint Land und Leute sehr gut zu kennen. Sie hat sie aufmerksam beobachtet, um ihre Charaktere in dem Roman zu erschaffen. Einiges beim Lesen erscheint mir jedoch unlogisch. Warum beispielsweise ruft Elena nicht sofort die Polizei, als sie Nicolà in der Kirche findet? Warum denkt sie stattdessen erst mal lange zurück an Situationen, als sie ihn und seine Frau Luciana in deren Konditorei traf?
Interessant fand ich, erstmals von einer Tradition zu hören. Da werden Leute von einer Tarantel – einer Spinne also – gebissen. Anstatt zum Arzt zu gehen, tanzen die gebissenen Leute zur Musik von Instrumentenspielern weiter, bis sie ohnmächtig werden. Was für ein merkwürdiger Brauch – eine Art Exorzismus, so lerne ich auch in dem Buch. Denn die Leute, die gebissen wurden und dann tanzten, haben sich verändert.
Im Laufe der Lektüre wurde mein Lesefluss immer öfter gehemmt durch ziemlich viele Nebensächlichkeiten in der Handlung. Beispielsweise, wenn sich jemand Puderzucker auf eine Süßspeise streut oder auch, wenn der Commissario zwei Ventilatoren kauft. Das lenkt ab – verärgert mich manchmal und bringt die Handlung ins Stocken.
Die Krimihandlung läuft – nachdem Nicolà tot gefunden wurde – also eher nebenher in dem Buch. Es wird also Stück für Stück ermittelt – mit einigen Nebenhandlungen. So bin ich gegen Ende der Lektüre immer mehr versucht, im Buch einige Seiten zu überspringen und die Schlusskapitel zu lesen. Da das auch meine Laune trübt, denke ich oft daran, das Buch mit drei Sternen zu bewerten.
Der Schluss „reißt“ jedoch „einiges“ wieder raus – er ist für mich so ganz überraschend, und bringt wieder neue Informationen, die ich noch nicht kannte (zusätzlich zu dem bereits neu Gelernten in dem Buch). So bin einigermaßen versöhnt mit dem Buch, der Schreibweise der Autorin und der Story an sich.
Man sollte noch wissen, dass dieses Buch die Fortsetzung des Buches „Aller Anfang ist Apulien“ ist, in dem Elena zum ersten Mal dem Leser bekannt gemacht wird. Man kann das Buch „Tanz der Tarantel“ aber durchaus lesen, ohne diesen ersten Teil zu kennen. Das habe ich ja auch so gemacht.
Ob ich dieses erste Buch der Autorin oder nachfolgende Werke von ihr eben falls lesen würde, bleibt jedoch dahingestellt. Im Moment ist mir nach spannender Lektüre zumute. Spannender als „Tanz der Tarantel“.
Mein Fazit
„Tanz der Tarantel“ ist ein sehr lebhaft geschriebener Italien-Roman, in den eine Kriminalhandlung hineingewoben wurde. Interessant finde ich die Umgebung, in der der Roman spielt. Die Hauptfiguren sind sympathisch. Und das Buch bietet mir Informationen, die ich noch nicht kannte. Ein gewisser Lerneffekt ist hier also vorhanden.
Allerdings schweift der Roman immer wieder etwas ab und verliert sich in italienischer Lebensart, um dann später den Faden der Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Eine leicht zu lesende Sommerlektüre, die Lust macht auf Italien (ohne Morde) und von mir vier Sterne bekommt.
Vom Thema her und den Charakteren dürften allerdings Frauen eher glücklich werden mit der Lektüre als Männer. Männer lesen gerne Action oder auch knifflige Rätselhandlungen – beides hat dieser Roman nicht zu bieten. Ich würde ihn nicht als „Thriller“ bezeichnen – sondern als Apulien-Roman mit einer Krimi-Handlung.
P.S.: Meine Rezensionen erscheinen auch auf anderen Plattformen – u.a. Ciao.de unter „Sydneysider47“ und vorablesen.de unter „adel69“.