(Rezi von Adelheid) „Tuer le père“ von Amélie Nothomb

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Produktbild von Adelheid 15092014_kleinSchon seit einigen Jahren besuche ich einen Französisch-Konversationskurs der Volkshochschule (VHS) im Landkreis Heilbronn. Ich möchte meine mühsam erworbenen und jahrelang gepflegten Französischkenntnisse (ich habe unter anderem Abitur in Französisch gemacht und bin von Beruf fremdsprachliche Wirtschaftskorrespondentin für Französisch) nicht vergessen.
Wir unterhalten uns im Konversationskurs nicht nur auf Französisch über Land und Leute und wiederholen die Grammatik, sondern lesen auch französische Literatur.
Vor einigen Wochen habe ich folgendes Buch gelesen:

Tuer le père
Autorin: Amélie Nothomb
Verlag: Albin Michel, Paris
Erscheinungsjahr in Frankreich: 17. August 2011
ISBN-Nummer: 978-2-253-17415-8
Seitenzahl: 130 Seiten

Das Buch liegt mir als Taschenbuch vor und kostet in Frankreich 5,90 Euro. Wer das Buch in Deutschland kaufen will, kann das beispielsweise bei Amazon.de tun. Dort kostet das Buch 8,05 Euro, kann aber auch als Kindle-Book zu 6,99 Euro für den Amazon-Kindle-Reader gekauft werden.

Ist dieses Buch auch in deutscher Sprache erhältlich?
Die Werke von Amélie Nothomb erscheinen auch in deutscher Sprache – und zwar im Diogenes-Verlag.
Die deutsche Übersetzung des Buches „Tuer le père“ heißt „Den Vater töten“ und ist als Diogenes-Taschenbuch für 9,90 Euro seit 24. Juli 2013 im Buchhandel erhältlich.

Über Amélie Nothomb
Amélie Nothomb ist eine belgische Autorin, die 1967 in Kobe (Japan) geboren wurde. Ihr Vater war belgischer Diplomat – unter anderem in Japan.
Ihr erster Roman „Mit Staunen und Zittern“ (französischer Titel „Stupeur et tremblement“) machte sie über Nacht in Frankreich berühmt. Seitdem erreicht jedes ihrer Bücher vor allem in Frankreich Millionenauflagen.
Das Ziel von Amélie Nothomb ist es, Romane zu schreiben, die nicht zu umfangreich sind. Ihre Bücher umfassen meistens 120 bis 150 Seiten.
In Deutschland gilt die Autorin immer noch als Geheimtipp. Ihr Buch „Antéchrista“ (deutscher Titel: „Böses Mädchen“) war hier in Baden-Württemberg „Sternchenthema“ für das Französisch-Abitur.

Das Verhältnis zwischen Joe und Norman – oder: die Handlung
Das Buch beginnt 2010. Im Prolog begibt sich die Autorin Amélie Nothomb zu einem Treffen von Magiern und Zauberern in Paris.
An einem Pokertisch fallen ihr ein jüngerer und ein älterer Magier auf. Der jüngere Magier heißt Joe Whip, ist ungefähr 30 Jahre alt. Er spricht nicht und lacht nicht – dennoch hat er eine so starke Ausstrahlung, dass alle Anwesenden ihn beobachten.
Alle? Nein. Ein älterer Magier, der ungefähr 50 Jahre alt ist, würdigt ihn keines Blickes. Sein Name ist Norman Terence.
Amélie Nothomb möchte wissen, warum sich diese beiden Männer offensichtlich aus dem Weg gehen. Sie lässt sich deren Geschichte von einigen Trinkern an der Bar erzählen.
Joe Whip wuchs in Reno im US-Bundesstaat Nevada auf. Seine Mutter Cassandra erzählte ihm immer, dass sein Vater sie verließ, als Joe geboren wurde. In Wirklichkeit hatte Cassandra so viele wechselnde Männerbeziehungen, dass sie nicht wusste, von welchem dieser Männer sie schwanger geworden war. Kein Mann wollte lange bei ihr bleiben, worüber sie sehr traurig war.
Eines Tages hielt der Liebhaber Joe Senior Einzug bei Joe Whip und seiner Mutter. Ständig gerieten Joe Senior und Joe Whip aneinander – bis Cassandra ihren Sohn bat, aus der Wohnung auszuziehen. Joe Whip war gerade erst 14 Jahre alt und nahm sich ein preisgünstiges Zimmer in Reno. Er beschloss, nicht mehr die Schule zu besuchen – die ihm, seiner Meinung nach, nichts brachte. Dafür hatte er sein Talent für die Zauberei entdeckt und trat nachts als Zauberer in Bars und Hotels auf. Mit dem Trinkgeld, das er für seine Auftritte bekam, hielt er sich über Wasser. Manchmal wurde er auch zum Essen eingeladen.
Als Joe 15 Jahre alt war, traf er einen Mann in einer Bar. Dieser Mann erzählte Joe, dass er – Joe – die besondere Gabe habe, ein großer Magier zu werden. Diese Gabe müsse man allerdings trainieren. So geriet Joe an Norman Terence. Norman und seine Freundin Christina nahmen Joe bei sich zu Hause in Reno auf. Sie behandelten ihn so, als sei er ihr eigener Sohn. Auch Joe fühlte sich wohl – so, als habe er zum ersten Mal eine eigene Familie.
Während Norman Joe zeigte, wie man ein guter Magier wird, verliebte sich Joe in Christina. Sie war 30 Jahre alt, Norman dagegen schon 40. Joe versuchte, mit Blumengeschenken Christinas Herz zu erobern.
Norman zeigte Joe, wie man mit Feuerfackeln jongliert. Auch Kartentricks lernte er.
Christina arbeitete immer wieder als Feuertänzerin. Ein Höhepunkt im Jahr, in dem sie zeigen konnte, wie gut sie darin war, war das „Burning-Man“-Festival. Joe wünschte sich sehnlichst, eines Tages beim „Burning-Man-„Festival dabei sein zu dürfen. Dazu müsse er mindestens 18 Jahre alt sein, sagten im Christina und Norman. Der Grund für diese Altersbegrenzung war, dass man während dieses Festivals Psychopharmaka und Drogen zu sich nahm – was Minderjährigen natürlich nicht gestattet war.
Und so wuchs in Joe der Wunsch, schnell 18 Jahre alt zu werden, zum „Burning-Man“-Festival fahren zu dürfen – und dort, nach Einnahme einiger Drogen, endlich das Herz und den Körper Christinas zu erobern…

Schreibstil und weitere Besonderheiten des Buches
Das Buch ist vorwiegend aus der Perspektive des auktorialen (allwissenden) Erzählers geschrieben. Der Prolog und der Epilog – also das erste und das letzte Kapitel – bilden eine Ausnahme – sie sind aus der Sicht der Ich-Erzählerin Amélie Nothomb erzählt, die sich auf einem Magiertreffen in Paris aufhält.
Wenn ich die Grammatik und den Wortschatz betrachte, würde ich das Buch Lesern empfehlen, die vier bis fünf Jahre Französisch gelernt haben, einen relativ großen französischen Wortschatz haben und das „Passé Simple“ beherrschen. Man sollte wissen, dass circa 98 % aller französischen Romane in dieser Vergangenheitsform verfasst werden. Es ist eine Zeit, die in der Schriftsprache vorkommt – und nicht in der gesprochenen Sprache, auch nicht in der Geschäftssprache und nicht in Zeitungsartikeln.
In Romanen, die im Passé Simple verfasst sind, begegnet man beispielsweise Ausdrücken, wie „il mangea“ – statt „il mangeait“ – für „er aß“. Oder „ils entrèrent“ – statt „ils entraient – für „sie traten ein“. Man muss schon mit dem Passé Simple vertraut sein, um viele französisch geschriebene Romane durchhalten zu können…
Wer ein französisches Taschenbuch kauft, dem wird auffallen, dass es vom Format her kleiner ist als deutsche Taschenbücher. Dabei dachte ich immer, die EU, der sowohl Deutschland als auch Frankreich angehören, hätte für alles Normen verabschiedet – auch für eine einheitliche Größe von Taschenbüchern. Das ist offensichtlich nicht der Fall.
Ich finde die französischen Taschenbücher immer sehr praktisch – denn sie passen auch in ziemlich kleine Handtaschen und sind vom Gewicht her leicht.
Ich erwähne noch, dass es im Buch „Tuer le père“ immer wieder Leerseiten gibt. Endet ein Kapitel auf einer rechten Seite, so ist die folgende linke Seite mmer leer – also unbedruckt. Das folgende Kapitel fängt also auf einer rechten Seite an.

Meine Leseerfahrung und Meinung zu dem Buch „Tuer le père“
„Tuer le père“ war nicht das erste Buch von Amélie Nothomb, das ich las. Ich habe schon einige Bücher von ihr gelesen (manche in der deutschen, manche in der französischen Fassung), die ich sehr gut bis befriedigend fand.
Was ich an Frau Nothombs Büchern schätze, ist, dass sie kurz sind – manchmal recht humorvoll (z.B. „Stupeur et tremblement“), manchmal skurril (z.B. „Im Namen des Lexikons“), aber auch lehrreich und zum Nachdenken anregend (z.B. „Antéchrista“).
Das Buch „Tuer le père“ habe ich gelesen, weil ich wieder einmal ein französisches Buch lesen wollte und mir das Buch von unserer VHS-Kursleiterin ausgeliehen wurde.
Ich habe keinen Krimi erwartet – obwohl der Buchtitel „Den Vater töten“(Tuer le père) auch auf einen Krimi hindeuten könnte. Aber ich weiß, dass Frau Nothomb keine Krimis schreibt.
Gut an dem Buch ist, dass nur drei Personen darin vorkommen, die wirklich wichtig sind: Joe, Norman und Christina. Gut ist auch, dass sich das Buch sehr gut lesen ließ. Meine Französischkenntnisse sind gut bis sehr gut – und ich habe auch gelernt, den Inhalt von Büchern erfassen zu können, ohne jedes Wort nachschlagen zu müssen, das ich nicht kenne. Manche unbekannte Wörter erschließen sich aus dem Zusammenhang.
Einige wichtige Wörter habe ich schon nachgeschlagen – „tricher“ zum Beispiel, das heißt „tricksen“ (also: falsch spielen, betrügen). Dieses und wenige andere Wörter waren wichtig für mich, um die Handlung komplett zu verstehen.
Die Sätze sind nicht lang und verschachtelt, sondern in für mich normaler Länge abgefasst, so dass ich auch hier kaum Probleme beim Lesen und Erfassen des Inhalts hatte.
Ein Problem hatte ich mit den Figuren. Joe war mir nicht sympathisch und im Laufe der Lektüre wurde er mir noch unsympathischer. Warum vergeudet er sein Leben damit, Methoden zu ersinnen, um Norman dessen Frau Christina auszuspannen?
Ein weiteres Problem hatte ich mit der Handlung. Warum schreibt Frau Nothomb einen Roman, der in der Magier-Welt spielt? Mir hätte eine andere Umgebung, in der die Handlung spielt, besser gefallen. Irgendetwas „Normales“ – Norman und Joe hätten ja auch in einem Büro arbeiten und miteinander auf Geschäftsreise gehen können.
Norman fand ich sympathischer als Joe – und Christina, die ich ebenfalls mag, bleibt in der Handlung etwas „blass“, also unbedeutend. Die Geschichte dreht sich vorwiegend um das Verhältnis von Joe und Norman.
Merkwürdig fand ich auch, dass Joes leibliche Mutter Cassandra ihren Sohn, als er erst 14 Jahre alt war, bat, auszuziehen. Was ist denn das für eine Rabenmutter? An ihrer Stelle hätte ich dann den Liebhaber Joe Senior vor die Tür gesetzt, bevor ich den Sohn vor die Tür setze!
Da mich weder Handlung, noch die Personen absolut überzeugten, habe ich das Buch nur gelesen, weil ich wieder einmal ein französisches Buch lesen wollte. Und dieses hier ist kurz, das werte ich als Vorteil.
Die Lektüre von „Tuer le père“ fand ich befriedigend. Ich habe schon wesentlich bessere Bücher von Frau Nothomb gelesen. Der Schluss ist für mich überraschend und war nicht vorhersehbar. Aber dennoch bleibt „Tuer le père“ kein Buch, das mich positiv berührte, das mich zum Nachdenken brachte. Der Charakter Joe ist für mich noch unsympathischer geworden, und das, was Norman zum Schluss tut, finde ich sehr merkwürdig.

Mein Fazit
„Tuer le père“ von Amélie Nothomb ist ein Buch in französischer Sprache, das man lesen kann, wenn man mindestens vier bis fünf Jahre Französisch gelernt hat und das Passé Simple beherrscht. Es ist ein Roman aus der Magier-Welt, der mich vom Thema her und auch von den Personen her nicht besonders begeistern konnte.
Ich vergebe drei Sterne für das Buch und bleibe bei einer Weiterempfehlung unentschlossen.
P.S.: Diese Rezension erschien vor einigen Monaten bereits bei der Verbraucherplattform Ciao.de, bei der ich unter dem Usernamen „Sydneysider47“ unterwegs bin und Berichte schreibe.

(Rezi von Adelheid) „Bittere Lügen“ von Karen Perry

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Produktbild - eingestellt von Sydneysider47Zur Zeit bin ich oft bei Ärzten und warte im Wartezimmer auf meine Schwiegermutter und meine Schwägerin B. Zum Glück bin ich nicht selbst krank. Aber meine Schwiegermutter ist es und sie muss oft den Arzt aufsuchen. Meine Schwägerin B. und ich müssen sie zu zweit begleiten, da sie so schlecht läuft.
Dadurch komme ich öfter dazu, ein Buch zu lesen. So habe ich auch das Buch
Bittere Lügen
vor einigen Tagen beenden können. Ein Buch, das ich aus der Bücherei hier am Ort ausgeliehen habe. Meine Meinung darüber zeigt der folgende Bericht.

Informationen über das Buch „Bittere Lügen“
verfasst von: Karen Perry
Verlag: S. Fischer-Verlag, Frankfurt (Fischer Scherz)
Erscheinungsdatum in Deutschland: 24. April 2014
ISBN-Nummer: 978-3651000667
Seitenzahl: 400 Seiten

Das Buch ist als Paperbackausgabe in deutscher Sprache erschienen und kostet im deutschen Buchhandel 14,99 Euro.

Über das Autorenpaar „Karen Perry“
Karen Perry ist der Autorenname, den sich das Autorenteam Karen Gillece und Paul Perry gegeben haben. Sie stammen beide aus Dublin (Irland) und leben dort mit ihren Familien. „Bittere Lügen“ ist ihr erster gemeinsamer Roman.

Leseprobe
Eine Leseprobe findet man direkt auf der Homepage der S.-Fischer-Verlage unter folgendem Link:

Klicke, um auf LP_978-3-651-00066-7.pdf zuzugreifen

Robin und Harry verlieren ihren Sohn – oder: Die Handlung
Die Eheleute Robin und Harry wohnen mit ihrem dreijährigen Sohn Dillon in Tanger, einer Stadt in Marokko.
An einem Abend sind Harry und Dillon alleine, da Robin bei Freunden ist. Harry bringt Dillon ins Bett, nachdem er ihm ein Schlafmittel verabreicht hat. Harry fällt ein, dass er bei einem Freund Gegenstände liegen ließ und will sie holen. Er verlässt das Haus.
Auf einmal geschieht ein Erdbeben – aus heiterem Himmel. Häuser fallen zusammen, es bricht Panik aus unter den Menschen. Und Harry weiß: er hat seinen Sohn verloren, Dillon ist tot, er befand sich in einem Haus, von dem auf einmal nur noch Trümmer übrig sind…
Die Trauer um ihren Sohn begleitet Robin und Harry von jetzt an. Harry quälen auch noch Schuldgefühle: hätte er seinen Sohn nicht für einige Minuten alleine gelassen und ihn mitgenommen, könnte Dillon noch am Leben sein…
Auch, als sie nach Irland zurückgekehrt sind, vermissen Robin und Harry Dillon immer noch sehr. Eines Tages in Dublin glaubt Harry, seinen Sohn Dillon gesehen zu haben. Aber – wie kann das sein? Dillon ist doch gestorben! Harry ist aber von nun an überzeugt, dass Dillon noch lebt und irgendwo ist. Er macht sich auf Spurensuche – und gerät dabei auf Details aus Robins Vergangenheit, die er noch nicht kannte…

Toller Anfang, zwischendurch langatmig – gegen Ende mitreißend – oder: meine Leseerfahrung
Der Weltbild-Verlag hatte in einem seiner Kataloge Werbung für dieses Buch gemacht – und somit mein Interesse geweckt. Deswegen freute ich mich auch, dass unsere Bücherei hier am Ort das Buch zum Ausleihen da hatte. Und so nahm ich es mit zum Lesen.
Das erste Kapitel ist mitreißend und bewegend. Geschrieben wurde es aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) in der Gegenwart. Ich lese über einen Vater und seinen Sohn – und kaum lässt der Vater seinen Sohn alleine, um vergessene Gegenstände kurz zu holen, passiert eine Katastrophe! Ich bin als Leserin geschockt, dass Dillon nicht mehr da ist.
Mein Leseinteresse wird ab dem zweiten Kapitel geweckt. Es ist aus der Sicht von Harry geschrieben. Er meint, Dillon gesehen zu haben. Und ich frage mich: Ist Dillon wirklich tot – oder lebt er noch? Ich lese das Buch weiter, weil ich eine Antwort auf diese Frage haben will.
Ab dem zweiten Kapitel muss ich mich als Leserin komplett umstellen. Auf einmal tauchen zwei Ich-Erzähler auf. Robin und Harry. Beide erzählen ihre Sichtweise der Ereignisse in der Vergangenheit. Das wäre ja nicht schlimm, wenn die beiden sich nicht immer wieder wiederholen würden! Es ist ja schon schlimm genug, dass Dillon gestorben ist, was mich beim Lesen sehr, sehr berührt. Aber es verlangt mir als Leserin doch viel Zeit und Nerven ab, diese Trauer aus der Sicht von Robin und anschließend von Harry zu lesen! Robin und Harry erzählen auch anderes aus ihrem derzeitigen Leben und ihrer Vergangenheit – aber schnell (ab circa Seite 70) beginnt sich die Lektüre zu ziehen wie Kaugummi.
Ich beginne also, mich bei der Lektüre zu ärgern und das Buch schneller zu lesen. Das spricht nicht für das Buch – bedeutet es doch, dass das Buch langatmig und langweilig wird.
Erst ab Seite 261 (Kapitel 14) wird das Buch richtig spannend und bewegend. Ich bin auf einmal so gefesselt von der Lektüre, dass sie mir wieder Spaß macht. Ein neuer Aspekt über Dillon rückt in den Mittelpunkt – ein Aspekt, den ich als Leserin nicht ahnen konnte. Ereignisse aus Robins Vergangenheit treten zutage. Und das finde ich gut. Es ergibt sich ein regelrechter Konflikt – und ich frage mich: wie geht das Buch aus?
Fand ich Harry zu Anfang des Buches nicht sympathisch, so wird er gegen Schluss sympathisch. Die Sympathie für Robin und Dillon bleibt während der gesamten Lektüre bestehen. Nebenfiguren tauchen auf – deren Verhalten mich eher negativ berührt. Mehr will ich nicht verraten, um die Spannung des Buches nicht zu nehmen.
Die Ereignisse am Schluss des Buches sind so berührend, bewegend und mitreißend, dass ich – als ich das Buch in einem Zug zu Ende lesen wollte – beinahe die Haltestelle verpasst hätte, an der ich aussteigen wollte!
Nach der Lektüre bin ich froh, dass ich das Buch zu Ende gelesen habe – und nicht abgebrochen habe. Immer noch bin ich bewegt über den Schluss des Buches….

Mein Fazit
„Bittere Lügen“ – der irische Bestseller, geschrieben vom Autorenduo Karen Perry – behandelt Ereignisse rund um das Verschwinden des Jungen Dillon.
Bewegend ist der Anfang, danach wurde das Buch schnell langweilig und ich war lange der Meinung, dafür nur zwei Sterne vergeben zu müssen. Gegen Ende fand ich das Buch richtig spannend und bewegend – und bin letztendlich zu einer Bewertung von drei Sternen und einer Weiterempfehlung gelangt.

P.S.: Diese Rezension erschien bereits bei der Verbrauchercommunity Ciao.de unter meinem dortigen Nutzernamen „Sydneysider47“.

 

(Rezi von Adelheid) „Männer wie Männer, Frauen wie Frauen“ von Marja Liisa Vartio

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Produktbild - eingestellt von Sydneysider47Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor einigen Monaten fand die Buchmesse 2014 in Frankfurt statt. Gastland dieser Buchmesse war Finnland. Aus diesem Anlass wurden viele Bücher aus Finnland in deutscher Übersetzung veröffentlicht – oder noch einmal neu aufgelegt.
Ein Buch, das 1958 erstmals in Finnland erschien und in deutscher Übersetzung seit 18. August 2014 zu kaufen ist, heißt

==Männer wie Männer, Frauen wie Frauen==
und wurde von der finnischen Autorin

==Marja-Liisa Vartio==
verfasst.

Ich habe dieses Buch gelesen. Wie ich es fand, zeigt der folgende Bericht.

==Leena erwartet ein uneheliches Kind – oder: die Handlung==
Die 18-jährige Leena lässt sich auf ein Verhältnis mit einem 35-jänrigen Mann ein. Der Mann ist verheiratet und hat zwei Töchter. Die beiden treffen sich immer wieder, ohne dass andere Personen davon wissen. Auf einmal wird Leena schwanger. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie trifft sich mit dem Mann in Restaurants und Cafés. Er wird sich nicht von seiner Frau scheiden lassen.
Leena kann lange ihre Schwangerschaft vor ihren Eltern und der Schwester Riita geheim halten. Sie versteckt ihren Bauch unter Jacken.
Die Eltern haben eine Landwirtschaft, reich sind sie nicht. Leena muss bei der Landwirtschaft helfen.
Eines Tages kann sie die Schwangerschaft nicht mehr verheimlichen. Besonders ihr Vater kann ihr nicht verzeihen, dass sie ein uneheliches Kind erwartet – und redet auf einmal nicht mehr mit ihr.
Die Mutter war zuerst verzweifelt über die Situation, versucht aber dann, Leena zu helfen. Erleichtert sind die Mutter und auch Riita, als Leena in einer anderen Stadt eine Stelle als Haushaltshilfe in einer Familie annehmen kann. Sie helfen Leena beim Packen und bringen sie zum Bahnhof.
Leena beginnt ein neues Leben in einer neuen Stadt bei einer neuen Familie. Sie erledigt Arbeiten im Haushalt und wartet auf die Geburt ihres Babys…

==Besonderheiten des Romans und meine Meinung dazu==
„Sie“ und „er“ – so werden Leena und ihr Liebhaber im Buch lange genannt. Das stört mich anfangs nicht. Es gibt wenige Personen in dem Buch – und so ist auch immer klar, dass „sie“ Leena sein muss und „er“ ihr Liebhaber.
Erst viele Kapitel später erfahre ich, dass „sie“ Leena ist. Und auch ihre Schwester Riita wird lange Zeit nur als „die Schwester“ bezeichnet.
Vielleicht sollte mich stören, dass die Autorin nie den ganzen Vornamen von Leenas Liebhaber nennt. Ich erfahre nur in einem Kapitel, dass sein Vorname mit „K“ beginnt. Andererseits ist der ganze Vorname von K. nicht wichtig für mich. K. ist und bleibt eine Nebenfigur. Leena ist schwanger geworden von ihm und muss letztendlich alleine damit klarkommen. Nur ihr Schicksal ist letztendlich interessant für den Leser.
Die Autorin spart sowieso mit Namen in dem Buch – auch von der Familie, bei der Leena arbeitet, erfährt der Leser die Namen nicht. Nachnamen will die Autorin nicht nennen – und so ist die Frau der Familie nur „die Frau“. Das hat mich beim Lesen schon etwas gestört, die Autorin wollte partout nicht abweichen von ihrem Schema, keine Namen zu nennen.
Allerdings stört das die Handlung nie – das Buch ist verständlich geschrieben aus der Warte des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit.
Die Autorin schreibt keine Schachtelsätze. Die Sätze sind kurz, einfach und klar – jedoch nicht abgehackt. Das finde ich angenehm beim Lesen.
Es gibt einige Dialoge in dem Buch, aber auch indirekte Rede.

==Meine Leseerfahrung==
„Männer wie Männer, Frauen wie Frauen“ ist ein ruhiges Buch. Es ist kein Actionroman. Die Spannung wird alleine durch die Geschehnisse erzeugt.
Beim Lesen fragte ich mich immer: Wie geht es weiter mit Leena? Das war interessant für mich, deswegen habe ich das Buch auch gelesen.
Dabei machte ich mir immer klar, dass die Handlung in den 1950er-Jahren spielt. Damals war die Pille noch nicht verbreitet – und es war in vielen Ländern eine Schande für die werdende Mutter und ihre Familie, ein uneheliches Kind zu bekommen. So, die Leenas Vater reagierte, als er von der Schwangerschaft erfuhr, haben sicherlich viele Eltern damals reagiert.
Leena tut mir leid, obwohl ich sie oft nicht verstehe. Oft habe ich das Gefühl, dass Leena teilnahmslos ist. So, als wisse sie nicht, was eigentlich auf sie zukommt. Sie kümmert sich erst spät um Wäsche für ihr ungeborenes Kind, auch will sie nichts für ihr Kind stricken, obwohl das werdende Mütter in Finnland eigentlich tun.
Leena und ihre Schwester Riita sind mir sympathisch, auch die Frau, bei der Leena arbeitet. Ihr Liebhaber wird meistens aus der Distanz geschildert – das reicht mir nicht aus, um mir eine Meinung über ihn zu bilden.
Das Buch ist ein Spiegel der 1950er- und 1960er-Jahre – nicht nur in Finnland, sondern in vielen wohlhabenden Ländern Europas. Und genau das hat mich neben der Geschichte von Leena sehr gefesselt beim Lesen.

==Mein Fazit==
Ich habe das Buch „Männer wie Männer, Frauen wie Frauen“ sehr gerne gelesen. Es zeigt mir, wie das Leben in Finnland in den 1950er-Jahren in ganz normalen Familien ablief. Wie sie handelten, wie sie dachten – und wie unerhört es war, wenn eine Frau ein uneheliches Kind bekam.
Der Erzählstil gefiel mir. Die Tatsache, dass die Autorin ihren Figuren kaum Namen gibt, ist außergewöhnlich, aber ich kann damit leben.
Bei diesem Buch störte mich auch nicht, dass manche Situationen sehr detailliert beschrieben wurden. Genau dadurch bekam ich nämlich noch ein klareres Bild dieser Zeit in den 1950er-Jahren.
Ich vergebe 5 Sterne und empfehle das Buch weiter.
P.S.: Diese Rezension wird in ähnlicher Form noch auf anderen Plattformen erscheinen. Ich bin bei Ciao.de zum Beispiel unterwegs als „Sydneysider47“, blogge auch im Buchblog der „Verrückten Leseratten“ und so weiter.

(Rezi von Adelheid) „Zwölf Leben“ von Ayana Mathis

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Produktbild - eingestellt von Sydneysider47Vor einigen Wochen habe ich folgenden Roman gelesen:

Zwölf Leben

Wie ich das Buch fand, zeigt der folgende Bericht. Ich hatte das Buch aus unserer Bücherei hier am Ort ausgeliehen.

Kurze Informationen über das Buch „Zwölf Leben“
Autorin: Ayana Mathis
Erscheinungsdatum in Deutschland: 1. Mai 2014
Verlag: dtv
ISBN-Nummer: 978-3423280280
Seitenzahl: 368 Seiten

Das Buch ist in der deutschen Übersetzung als Hardcoverbuch mit Schutzumschlag erschienen. Es kostet im Buchhandel in Deutschland 19,90 Euro.
Sowohl die epub-Version als auch die Kindle-Version des Buches kosten aktuell 15,99 Euro. Diese Information ist für Leute, die einen E-Book-Reader haben.
Über Ayana Mathis
Ayana Mathis ist eine US-amerikanische Autorin, die am Iowa Writer’s Workshop studierte – also ein Studium für Schriftsteller absolvierte.
„Zwölf Leben“ ist ihr erster Roman.

Leseprobe
Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man unter folgendem Link:

Klicke, um auf leseprobe_mathis_zwoelf_leben.pdf zuzugreifen

Aus dem Leben von 12 Personen – oder: die Handlung
Das Buch behandelt Ausschnitte aus dem Leben von 11 Kindern, die das Paar Hattie und August hatte. Man findet hier sowohl Geschichten über Kinder, aber auch über Heranwachsende und Erwachsene.
Darüber hinaus erfährt der Leser noch Ereignisse aus dem Leben Salas – einer Enkelin von Hattie und August.
Die Kapitel über die 12 Personen – diese 12 Leben also – sind nach aufsteigend nach den Jahren, in denen sie passierten, geordnet.

Leben 1 und 2: Philadelphia und Jubilee (1925)
Der Junge Philadelphia und das Mädchen Jubilee sind Zwillinge. Sie sind die ersten Kinder von Hattie und August – einem schwarzen Ehepaar in der Wayne Street in Philadelphia.
Hattie und August sind frisch vermählt. Die Kinder sind sieben Monate alt und haben gerade eine Lungenentzündung hinter sich. Auf einmal jedoch verschlimmert sich ihr Gesundheitszustand wieder – der Husten wird stärker.
Hattie ist 17 Jahre alt. Sie tut das, was ihr ein Arzt gezeigt hat. Sie versucht, den Kindern mit Senfumschlägen, Gemüsebrühe und Eukalyptus zu helfen. Doch das Fieber der Zwillinge steigt.
In ihrer Verzweiflung rennt Hattie mit beiden Kindern zur Nachbarin. Vielleicht kann sie helfen…

Leben 3: Floyd (1948)
Hatties und Augusts Sohn Floyd ist im Jahre 1948 22 Jahre alt. Er ist Musiker – spielt Trompete und gibt Konzerte in Bars und Jazz-Kneipen. In seiner Freizeit vergnügt er sich mit Frauen.
Eines Tages lernt er Lafayette kennen. Lafayette ist jünger als Floyd und hat eine Vorliebe für Männer. Er versucht, sich an Floyd anzunähern. Floyd ist zuerst erstaunt – lässt aber alles geschehen und lädt Lafayette schließlich zu einem seiner Konzerte ein.
Als Lafayette am Konzertabend tatsächlich erscheint, wird er in eine Schlägerei mit einem dicken Mann verwickelt. Floyd sieht zu – und streitet mehreren Leuten gegenüber ab, Lafayette zu kennen. Daraufhin hat er ein schlechtes Gewissen. Vielleicht könnte sein Geständnis, dass er Lafayette kennt, diesen retten…

Leben 4: Six (1950)
1950 ist Six – ein weiterer Sohn von Hattie und August – 18 Jahre alt. Als Kind erlitt er schwere Verbrennungen – er rutschte aus und fiel in heißes Wasser. Zwei Monate musste er deswegen im Krankenhaus bleiben. Alles hat er überlebt, aber sein Körper ist noch voller Narben.
Im Moment ist er als Prediger unterwegs. Bei den Leuten, die Gottesdienste besuchen, in denen er predigt, passieren sogar Wunder.
Six scheint ein Gesalbter Gottes zu sein, der zur richtigen Zeit die richtigen Worte für Menschen in Notsituationen findet. Oft scheint er in Gedanken abwesend zu sein, wenn ihm die größten geistlichen Eingebungen kommen.
Die älteren und erfahreneren Prediger, mit denen er unterwegs ist, würden ihn gerne hin und wieder unterdrücken – lassen ihn also nicht bei allen Gottesdiensten predigen. Aber Six scheint von Gott als Prediger berufen zu sein und will diesen Weg weitergehen…

Leben 5: Ruthie (1951)
Ruthie ist 1951 noch ein Baby. Sie ist die Tochter von Hattie und Lawrence. Lawrence war Hatties Liebhaber – für ihn hätte sie August beinahe verlassen und wäre mit ihren Kindern zu ihm gezogen.
Aber ist Lawrence tatsächlich der „bessere“ Mann, der bessere Ehepartner? Lawrence ist ein Spieler – er muss spielen und gewinnen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. August ist ein Mann, der von Gelegenheitsjobs lebt. Immer wieder geht er zum Hafen und fragt nach Arbeit. Mal bekommt er welche, mal nicht. Und abends geht er oft in Bars, um viel Geld zu vertrinken – während Hattie versucht, mit dem wenigen Geld, das ihr bleibt, den Lebensunterhalt für die ganze Familie zu bestreiten.
Hattie muss sich zwischen zwei Männern entscheiden. Bleibt sie bei August – oder zieht sie zu Lawrence? Und Ruthie, die ursprünglich Margaret heißen sollte, kommt zu ihrem Namen, weil sie und Lawrence es so wollten.

Leben 6: Ella (1954)
Hattie wird mit Ella schwanger, als sie 46 Jahre alt ist. Sie dachte eigentlich, sie werde nicht mehr schwanger werden.
Ella macht die schlechte finanzielle Situation von Hattie und August und ihrer großen Familie nicht einfacher. Das finanzielle Dilemma kommt auch Hatties Schwestern Marion und Pearl zu Ohren.
Pearl und ihr Mann Benny, die bisher keine Kinder bekommen konnten, bieten Hattie und August an, Baby Ella zu sich zu nehmen und sie großzuziehen. Pearl und Benny sind wohlhabend und können einem Kind viel bieten – vor allem eine sorglose Kindheit.
Hattie ringt mit sich – sie wägt Vor- und Nachteile ab, während Pearl und Benny, als sie auf dem Weg von Georgia nach Philadelphia sind, von weißen Männern, die Schwarze hassen, überrascht und bedroht werden. Pearl und Benny sind froh, mit dem Leben davonzukommen. Und so gelangen sie zu Hattie, die noch immer überlegt, ob sie Ella an Pearl und Benny geben soll – oder nicht….

Leben 7 und 8: Alice und Billups (1968)
Alice – eine weitere Tochter von Hattie und August – hat es geschafft. War die Kindheit noch hart und entbehrungsreich, so ist sie als Erwachsene reich. Nicht nur, weil sie den Arzt Boyce geheiratet hat, sondern auch weil sie selbstbewusst ist und sehr gut organisieren kann. Darüber hinaus unterstützt sie ihren Bruder Billups – genannt Billy – , worauf sie stolz ist.
Ihre Welt bricht fast zusammen, als sie hört, dass Billy sich in ihre Angestellte Eudine verliebt hat und mit ihr nun sein eigenes Leben aufbauen will. Mit Aussicht auf einen festen Job und eine Wohnung kann er Eudine etwas bieten und ist nicht mehr von Alice abhängig.
Als Billy und Eudine Alice mit dieser Tatsache konfrontieren, bringt das Alice völlig aus dem Gleichgewicht. Sie bricht beinahe zusammen – entlässt Eudine, kann ihre eigene Party auf einmal nicht mehr organisieren und ihre Gäste nicht mehr begrüßen….

Leben 9: Franklin (1969)
Bisher waren alle Episoden in dem Buch aus der Sicht des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) geschrieben – aber Franklins Geschichte wird aus seiner Sicht – aus der Ich-Perspektive – erzählt.
Franklin verlegt Minen, er ist im Vietnam-Krieg bei der US-Marine beschäftigt. Einst war er mit Sissy befreundet. Sie trennten sich, weil er immer Schulden hatte und ihr kein finanziell sicheres Leben bieten konnte.
Eines Tages schreibt sie ihm, dass er Vater geworden ist. Lucille – so heißt die Tochter von Sissy und Franklin. Er will seine Tochter sehen und schreibt ihr einen Brief…

Leben 10: Bell (1975)
Bell ist erwachsen, Ende 20, als sie an Tuberkulose leidet. Schon seit Tagen liegt sie apathisch im Bett und hat nichts mehr gegessen. Die Kraft hat sie verlassen und sie ist nicht mehr fähig, sich etwas zu essen zu kaufen.
Wann fing ihr Abstieg an? Wann begann ihre Trennung von der Familie – von ihren Eltern Hattie und August und ihren Geschwistern? Vielleicht, als sie Walter kennen lernte, einen Kriminellen, der ebenfalls an Tuberkulose leidet. Oder vielleicht begann ihr Abstieg schon, als sie mit Lawrence ein Verhältnis anfing. Lawrence, dem Liebhaber ihrer Mutter Hattie. Sie nannte ihm einen falschen Namen und so erfuhr er lange nicht, wer sie wirklich war. Eine Weile ging es gut – bis sie eines Tages ihm und ihrer Mutter gleichzeitig begegnete.
Nun liegt Bell ins Bett, denkt über ihr verpfuschtes Leben nach und ist bereit zu sterben. Sie ist geplagt von Husten und Fieberträumen. Ob sich jemand noch an sie erinnert? Ob sie jemand retten wird? Vielleicht.

Leben 11: Cassie (1980)
Das ist die zweite Episode in diesem Buch, die aus der Ich-Perspektive verfasst ist. Nämlich der Ich-Perspektive von Cassie. Cassie ist ungefähr 25 Jahre alt.
Cassie hat eine Tochter, namens Sala, die sie über alles liebt. Sala ist zehn Jahre alt und geht in die Schule.
Aber Cassie leidet unter Verfolgungswahn. Sie hört Stimmen, Stimmen von Geistern. Ihre Eltern wollen sie zu einem Arzt bringen – Cassie mutmaßt aber, dass sie in eine Anstalt kommen soll. Sie will nicht dorthin. Es gelingt ihr, während der Fahrt in die Klinik aus dem Auto zu springen. Sie will zu ihrer Tochter springen – zu Sala. Sala soll wissen, dass ihre Mutter da ist….

Leben 12: Sala (1980)
Die zehnjährige Sala hat gemerkt, dass ihre Mutter Cassie weggebracht wurde. Es ist aber auch merkwürdig, was Cassie gemacht hat. Sie grub den Garten ihrer Eltern um, sie riss Pflanzen aus, zerstückelte deren Wurzeln und packte diese Stücke in Tüten. Und das am besten in der Nacht. Cassie drohte also, verrückt zu werden – und sie brauchte Hilfe.
Nun lebt Sala bei Hattie und August, ihren Großeltern. Hattie hat die Mutterrolle für Sala übernommen, misst Fieber, beantwortet Fragen, kümmert sich um Sala.
Hattie ist 71 Jahre alt geworden – sie denkt über die Höhen und Tiefen, die sie mit ihren Kindern erlebte, nach. Sie denkt, dass die Tiefen im Leben kein Ende nehmen. Sie zieht eine Bilanz ihres Lebens – auch, als sie mit August und Sala in die Kirche geht…

Meine Leseerfahrung
Das Buch hat mich sofort gepackt. Es ist in der Vergangenheit (Imperfekt) geschrieben. Dass zwei „Leben“ aus der Ich-Perspektive geschrieben wurden, stört mich nicht.
Mitgelitten habe ich schon ab dem ersten Kapitel (den ersten beiden Leben – Philadelphia und Jubilee). Babys, die mit dem Tod ringen, weil sie einen üblen Husten haben. Eine verzweifelte Mutter, die alles versucht, was in ihrer Macht steht. Das ist mitreißend – und so traurig!
Die Ereignisse in diesem Kapitel sind wichtig, um die weiteren Ereignisse zu verstehen. Um Hattie zu verstehen. Warum ist sie so, wie sie ist? Ist sie eine kaltblütige Mutter? Nein. Sie leidet, sie kämpft, sie tut alles Menschenmögliche, um ihren Kindern ein gutes Leben zu bieten. Ein gutes Leben mit wenig Geld.
Ich finde die Idee interessant, Kapitel über verschiedene Menschen unterschiedlichen Alters zu schreiben. Menschen, die zusammen gehören, weil sie Geschwister sind, Kinder von Hattie. Aber auch über ein Enkelkind Hatties wird berichtet. Sie hat mehr als nur ein Enkelkind – die anderen werden beiläufig erwähnt, oft nicht mal mit Namen. Es sind Kinder von Six – und Franklins Tochter Lucille.
Die Autorin schafft es durch diese Art der Episoden, eine tolle Familiengeschichte zu schreiben. Schwarzamerikaner – würde man heute sagen. Neger – so sagte man mal. Beiläufig bekommt der Leser auch den lange Jahre schwelenden Hass zwischen Schwarzen und Weißen mit. Da werden Schwarze von Weißen bedroht – nur weil sie picknicken wollen. Schwarze müssen auf dem Gehweg Platz machen, wenn Weiße auf demselben Gehweg sind. Notfalls gehen Schwarze eben auf die Straße. Es gibt Extra-Schulen für Schwarze. Schwarze verdienen meistens weniger als Weiße, viele von ihnen schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch.
Eine Ausnahme gibt es allerdings in dem Buch: Hatties Tochter Alice, die reich geworden ist. Aber ist sie glücklich? Ich möchte nicht zu viel verraten – die Autorin zeigt in dem Buch, dass auch reiche Leute Probleme haben, auch wenn es keine finanziellen Probleme sind.
Das Ende des Buches ist nicht vorhersehbar – aber ich habe nach dieser tollen Lektüre genau das erwartet! Das Buch ist bis zum Ende hin mitreißend, nachdenklich machend, sehr berührend geschrieben. Die Charaktere sind sympathisch und authentisch. Ich habe alle Kapitel gerne gelesen – am meisten rissen mich die Geschichten rund um Philadelphia und Jubilee mit, die Geschichten um Bell und Ella ebenfalls. Am wenigsten gefiel mir die Geschichte rund um Franklin, auch wenn ich die Tatsache, dass er erfährt, dass er eine Tochter hat, sehr berührend fand.

Mein Fazit
„Zwölf Leben“ gehört zu den besten Büchern, die ich 2014 gelesen habe! Mitreißend, bewegend, erschreckend – dann wieder positive Stimmung weckend, nachdenklich machend.. Dieses Buch hat alles, was ich von einem guten Buch erwarte! Wunderbare Lektüre mit Tiefgang, packende Charaktere – ein Buch, das noch lange nachhallt, über das man noch lange nachdenkt.
Ich vergebe alle 5 Sterne und eine Leseempfehlung für „Zwölf Leben“!
P.S: Diese Rezension wird noch bei Ciao.de erscheinen, wo ich unter dem Nicknamen „Sydneysider47“ Berichte einstellen. Auch auf weiteren Plattformen meiner Wahl stelle ich Rezensionen ein.