von Colson Whitehead wollte ich schon lange mal ein Buch
lesen. Für seinen Roman „Underground Railroad“ bekam er ja den Pulitzer-Preis,
aber als ich mich dafür bei vorablesen.de bewarb, konnte ich das Buch nicht
gewinnen.
Als dann das neue Buch von Colson Whitehead auf den Markt kam, fackelte ich nicht lange und löste es bei vorablesen.de für Punkte ein, die ich durch Rezensionen und Rezensions-Verlinkungen gesammelt hatte.
Das Buch wurde schnell geliefert, ich habe es gelesen – und hier
ist meine Rezension.
Kurze Information zu
dem Buch „Die Nickel Boys“ von Colson Whitehead:
Erscheinungsdatum in Deutschland: 3. Juni 2019
Verlag: Hanser
ISBN-Nummer: 978-3446262768
Seitenzahl: 224 Seiten
Das Buch ist in der deutschen Übersetzung als
Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag erschienen und kostet im deutschen
Buchhandel 23 Euro.
Über den Autor Colson
Whitehead:
Colson Whitehead ist ein US-amerikanischer Autor, Jahrgang
1969. Er hat schon einige Romane veröffentlicht, unter anderem „Underground
Railroad“ und „Der letzte Sommer auf Long Island“.
Leseprobe:
Es gibt einige vom Verlag genehmigte Leseproben im Internet.
Beispielsweise bei vorablesen.de. Einfach dieses Buch dort suchen und auf die
Option „Leseprobe öffnen“ klicken. Schon ist es möglich, einige Seiten
kostenlos zu lesen.
Worum geht es in dem
Buch?
Elwood ist ein schwarzer Amerikaner, wissbegierig und
begabt. Er liebt es, in einem Lexikon zu schmökern und sich Wissen anzueignen.
Er plant, auf die Universität zu gehen – doch durch einen
dummen Zufall hängt ihm jemand einen Autodiebstahl an, und Elwood wird
verurteilt, in die Besserungsanstalt „Nickel“ zu gehen.
Das ist ein Internat mit Schule, in dem harte Sitten
herrschen. Weiße und schwarze Jugendliche wohnen getrennt voneinander. Aber bei
den schwarzen Bewohnern geht es brutaler zu. Wer irgendetwas zu kritisieren hat
oder sich für andere Schüler einsetzt, riskiert eine harte Bestrafung durch die
Aufseher. Es gibt Prügel, bis die Bestraften bewusstlos werden – und es ist
auch schon passiert, dass Jugendliche ums Leben kamen.
Elwood will raus aus dem Nickel. Mit gutem Betragen und
Hilfsbereitschaft kann man eine Art „Rangleiter“ emporsteigen und das „Nickel“
irgendwann vielleicht verlassen. Mit 18 Jahren spätestens muss man das „Nickel“
sowieso verlassen. Elwood schmiedet Fluchtgedanken zusammen mit seinem Freund
Turner.
Meine Meinung zu
diesem Buch:
Dieser aus der auktorialen Erzählperspektive (kein
Ich-Erzähler) verfasste Roman hat mich sofort mitgerissen. Elwood ist
sympathisch und als Leserin wünschte ich ihm nur das Beste. Ich war
erschüttert, wie es in dieser Besserungsanstalt zuging. Die Aufseher hatten
keine Skrupel, gegebenenfalls zu hart zuzuschlagen, denn die Bewohner des
„Nickel“ hatten meistens keine Familien mehr. Wer es schaffte zu fliehen, wurde
gesucht und aufgespürt. Wer etwas sagte – beispielsweise gegen den Lehrstoff
(für Elwoods Intelligenz war dieser zu einfach) -, musste mit Konsequenzen
rechnen.
Man liest das Buch atemlos Kapitel für Kapitel. Man ist
erschüttert über die Zustände und Ereignisse im „Nickel“ und denkt „Was kommt
jetzt?“ Zum Schluss gibt es tatsächlich noch eine überraschende Wendung.
Gefallen hat mir der Schreibstil, der Autor hat eine sehr schöne
Sprache.
Man weiß, dass der Roman fiktiv ist – der Autor erklärt das
am Schluss. Jedoch hat er sich von wahren Ereignissen inspirieren lassen, von
einer Besserungsanstalt für Jugendliche, die es tatsächlich einmal gab.
Ich vergebe fünf von fünf Sternen und empfehle das Buch
weiter an Leser, die sich auf eine oft erschütternde Lektüre einlassen können.
folgendes Buch habe ich irgendwann im Jahre 2011 während
einer Bahnfahrt von Stuttgart nach Ulm und zurück gelesen:
84, Charing Cross Road
Autorin: Helene
Hanff
Verlag: btb-Verlag (gehört zur Verlagsgruppe Random House)
Erscheinungsdatum in Deutschland: 1. Februar 2004
Seitenzahl: 160 Seiten
Preis: 7,00 Euro
ISBN-Nr. 978-3442731299
Diese Rezension erschien bereits bei der
Verbraucherplattform Ciao.de unter dem Titel „Helene korrespondiert mit ihrem
Buchhändler“. Leider gibt es Ciao.de als Verbraucherplattform nicht mehr – aber
diese Rezension finde ich schön, deswegen erscheint sie auf dem Buchblog der
Verrueckten_Leseratten.
Informationen über die Autorin Helene Hanff
Helene Hanff war eine Theaterautorin, die 1917 in
Philadelphia geboren wurde. Als Theaterautorin war sie kaum erfolgreich und so
verfasste sie Schul- und Drehbücher. Durch ihren Briefwechsel mit dem Inhaber Frank
Doel der Buchhandlung „Marks & Co.“ in London wurde sie in Großbritannien
und in den USA über Nacht berühmt.
Helene Hanff starb 1997 in New York, ihr Briefpartner Frank
Doel starb bereits am 22.12.1968.
Briefwechsel zwischen einer amerikanischen Büchernärrin und einem englischen
Antiquar – oder: Die Handlung
Helene Hanff wohnt in New York und ist Büchernärrin. Durch
die Anzeige in einer US-amerikanischen Bücherzeitschrift gerät sie an die
Anschrift der Londoner Buchhandlung Marks & Co. in der Adresse 84, Charing
Cross Road und bestellt einige antiquarische Bücher dort.
Da die Buchhandlung fast immer liefern kann – zu akzeptablen
Preisen für Helene Hanff -, entspinnt sich zwischen Helene und einigen
Angestellten der Buchhandlung ein Briefwechsel. Vorwiegend korrespondiert sie
mit dem Inhaber Frank Doel. Dieser Briefkontakt mit Frank dauert von 1949 bis
1968.
Helene lobt Bücher und beschwert sich über Bücher (sie
bestellt beispielsweise Werke von Jane Austen aber auch Werke, die bei uns
weniger bekannt sind, beispielsweise „Pepys Tagebuch“) – ihr Ton ist oft ruppig
und rau. Frank Doel und seine Kollegen dagegen bleiben höflich und
verständnisvoll. So können sie sich Helene als Kundin erhalten, die weitere
Bücher ordert und mit ihren Bestellungen nicht nur Dollarnoten, sondern auch
Lebensmittel schickt, beispielsweise Schinken und Eier. Denn sie hat erfahren,
dass auch im Nachkriegsengland viele Lebensmittel nicht erhältlich sind.
Frank und seine Kollegen laden Helene immer wieder ein, nach
London zu Besuch zu kommen – jedoch gelingt ihr das zu Lebzeiten von Frank
nicht mehr. Er stirbt 1968.
Aber auch nach seinem Tod reißt der Kontakt zwischen Helene
Hanff und den Mitarbeitern der Buchhandlung nie ganz ab. Diese unterrichten
Helene über Franks Ableben – und einige von ihnen können Helene sogar in London
empfangen… Aber dieser Londonbesuch ist nicht mehr Thema des Buches, er wird in
einem weiteren Buch von Helene Hanff behandelt.
Leseprobe
Ich habe keine – vom Verlag genehmigte – Leseprobe im
Internet finden können, zu der ich einen Link nennen könnte.
Interessante Gedanken zu Büchern – oder: Meine Erfahrungen/Gedanken
beim Lesen
Es ist ja schon kurios – da müht sich Helene Hanff Jahre –
ja, sogar Jahrzehnte! – damit ab, als Autorin von Theaterstücken Anerkennung zu
erhaschen – und wird letztendlich durch einen Briefwechsel, der als Buch
herauskommt, zumindest in vielen englischsprachigen Ländern berühmt! So
berühmt, dass diese Story rund um den Briefwechsel mit ihrem Buchhändler sogar
mit angesehenen Schauspielern verfilmt wird!
Diese Gedanken habe ich beim Lesen dieses Buches – und ich
habe sie noch jetzt. In der Bücherei hier am Ort stieß ich auf dieses Buch und
lieh es mir zum Lesen aus. Die Briefe sind schnell zu lesen – sie sind kurz,
aus der Ich- und Wir-Perspektive verfasst, wie bei Briefen so üblich. Es sind
Briefe, die teilweise in geschäftlichem Ton abgefasst sind – aber auch immer
wieder einige persönliche Formulierungen an den jeweiligen Adressaten bieten.
Im Nachwort des Buches, das sich
unmittelbar an den Briefwechsel anschließt, erfahre ich, dass dieser ganze
Briefwechsel wirklich stattgefunden hat. Und das macht das Buch für mich
interessant. Ich bekomme „ein Stück Nachkriegsgeschichte aus Großbritannien und
den USA“ mit – ich erfahre: wie sah es aus im Jahre 1949 in New York und in
London? Wie versuchten die Menschen, dort zu leben und zu überleben? Welcher
Arbeit gingen sie nach? Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man in beiden
Städten – wie auch in der ganzen Welt – wieder Anschluss an ein „normales“
Leben zu finden – einige Leute hatten einen Laden und machten Geschäfte. So
auch die Buchhandlung Marks & Co. in London.
Und ich weiß beim Lesen: all
diese Briefe sind nicht konstruiert – sie sind wirklich geschrieben und
versendet worden. Es gab tatsächlich Menschen, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg,
die sich über zwei Kontinente hinweg über Bücher unterhielten (es sind keine
Bücher, die in Deutschland bekannt sind). Ein bisschen noch fließen Gedanken
zum Privatleben von Helene in den USA und Frank und seinen Kollegen in London
ein – aber diese Gedanken sind eher nebensächlich.
Schön finde ich auch, dass Helene
immer wieder nach Europa eingeladen wird, was sie aber lange Zeit finanziell
nicht ermöglichen kann, da sie ihr Geld braucht, um sich beispielsweise Zahnkronen
machen zu lassen. Frank und seine Kollegen bieten Helene freie Kost und
Unterkunft in der Umgebung in und um London an. Helene schafft es tatsächlich –
das erfahre ich aus dem Nachwort – nach London zu reisen -, aber da lebt Frank
schon nicht mehr.
Das Lesen der Briefe geht leicht
und flüssig vor sich, der Schreibstil ist angenehm, der Inhalt der Briefe unterhaltsam
und nicht zu kompliziert – schnell kann ich die Seiten umblättern, denn viele
der Briefe enden mittendrin auf einer Buchseite – und danach ist oftmals ein
großer Teil einer Buchseite noch frei. Auch wird der Text einiger Grußkarten –
zu Weihnachten beispielsweise – abgedruckt, das sind dann nur drei oder vier
Zeilen – und der Rest der Buchseite ist dann leer. Das stört mich persönlich –
denn so wird das Buch von der Seitenzahl her umfangreicher gemacht, als es
eigentlich ist. Deswegen ziehe ich einen Bewertungsstern ab.
Beim Lesen bin ich amüsiert, wie
Helene sich über manche Bücher – deren Inhalt oder deren Aufmachung oder deren
Übersetzung – „auslässt“ – aber ich bin auch beeindruckt von der Höflichkeit
ihrer Briefpartner in London. Sie lassen sich von Helenes – oft rauem, aber
bestimmten – aber auch manchmal herzlichem – Umgangston nicht aus dem Konzept
bringen – sie bleiben nett, höflich und bestimmt.
Das Buch wurde übrigens auch mit
Anne Bancroft und Anthony Hopkins unter dem Filmtitel „Zwischen den Zeilen“
verfilmt – der Film kam aber nie in die deutschen Kinos. Die DVD ist im
Internet ab ca. 14 Euro zu bekommen (Quelle: Amazon.de).
Mich hätte der Film sehr wohl
interessiert – weiterhin hätte ich gerne die englische Originalversion des hier
von mir vorgestellten Buches gelesen. Sollte ich mal wieder auf „die Insel“
(also nach Großbritannien) kommen, werde ich nach Helene Hanffs Buch in der
englischen Originalversion Ausschau halten.
Mein Fazit
Das Buch „84, Charing Cross
Road“ ist ein schnell zu lesender Briefroman für Leute, die Literatur mögen.
Von mir gibt es vier Sterne und
eine Leseempfehlung.
Links zu
weiteren lesenswerten Berichten von mir:
Erfahrungsbericht über BoD – Books on Demand – Teil
1:
Erfahrungsbericht über BoD – Books on Demand – Teil
2:
das Buch, über das ich berichte, konnte ich bei
vorablesen.de nicht gewinnen. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt.
In einem Nachbarort jedoch gibt es eine gute Seele, die das
Buch besitzt und es mir zum Lesen auslieh. Deswegen habe ich das Buch mit
großem Interesse verschlungen.
Kurze Informationen
zu dem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ von Martina Sahler:
Erscheinungsdatum in Deutschland: 2. Mai 2019
Verlag: List
ISBN-Nummer: 978-3471351789
Seitenzahl: 496 Seiten
Das Buch ist in der deutschen Ausgabe als Hardcover-Version
mit Schutzumschlag erschienen und kostet im Laden 20 Euro.
Über die Autorin
Martina Sahler:
Martina Sahler ist eine deutsche Autorin, geboren 1963. Sie
lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.
Sie hat studiert, in einem Verlag gearbeitet und schreibt
seit 20 Jahren Bücher.
Leseprobe:
Vom Verlag genehmigte Leseproben sind mehrfach im Internet
zu finden. Beispielsweise bei verschiedenen Online-Buchhändlern, auch Amazon.de.
Einfach auf die Option „Blick ins Buch“ klicken, schon kann man einige Seiten
des Buches kostenlos lesen.
Worum geht es?
Der alte Russe Emilio bringt im Sommer 1792 Sonja, ein Kind,
das er gefunden und um das er sich einige Jahre gekümmert hat, an den Hof der
Zarin Katharina in St. Petersburg. Sonja wächst dort auf, gewinnt auch das
Vertrauen von Katharina, merkt aber, dass das Leben bei Hofe nicht dem
entspricht, was sie eigentlich will.
Katharina ist vollumfängliche Herrscherin, bestimmt, aber
auch warmherzig – nachdem ihr Mann, Zar Peter III, gestorben ist. Geliebt hat
sie diesen Mann nie, und Katharinas Sohn Paul stammt aus einer Liebschaft mit
einem Bediensteten.
Eines Tages wird der deutsche Philosoph Stephan Mervier an
den Hof von Katharina geschickt, um – im Auftrag des Königs Friedrich von
Preußen etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Zuerst ist er angetan von
Katharina – merkt aber, nach Gesprächen mit anderen Russen, dass in Russland vieles
im Argen liegt und verbesserungswürdig ist.
Meine Meinung:
Das Buch ist sehr anschaulich und lebhaft aus der
auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit
geschildert. Ich habe selbst schon St. Petersburg besucht – kenne auch den
Fluss Newa, die Hauptstraße Newski-Prospekt sowie die Peter-und-Paul-Festung.
Beim Lesen werden diese Erinnerungen wieder wachgerufen – ich erlebe in
Gedanken St. Petersburg, wie es vor einigen Jahrhunderten war. Eine prachtvolle
Stadt – das ist sie auch heute noch.
Interessant sind die Charaktere, die in dem Buch geschildert
werden. Die Zarin Katharina ist stark, bestimmt, selbstbewusst – aber auch
herzlich. Sonja ist neugierig und will lernen. Der Philosoph ist
Störend war für mich bei der Lektüre immer wieder eine
gewisse Geschwätzigkeit, die mich an Filme aus den 1950er- und 1960er-Jahren
erinnerte. Diese Geschwätzigkeit zieht die Handlung immer wieder in die Länge,
was auch meinen Lesefluss beeinträchtigte.
Sehr hilfreich finde ich die Tafel der Personen, die in dem
Buch mitspielen, am Anfang des Romans. Auch eine Zeittafel mit den Abläufen
gibt es – sie ist geschichtlich interessant, um das Gelesene in den richtigen
Zeitrahmen einrahmen zu können.
Mein Fazit:
Das Buch hat mir auf anschauliche Weise einiges über die
russische Geschichte gezeigt. Dinge, die ich noch nicht wusste. Personen, die
ich bisher nur vom Namen her kannte. Gestört haben mich bei dem Buch eine
gewisse Geschwätzigkeit und einige Längen.
manchmal gibt es Bücher, die den Leser sofort „flashen“, wenn man nur die Leseprobe gelesen hat. Da ist man sofort begeistert und sagt: „Das muss ich unbedingt lesen!“
So ging es mir bei dem Buch
Das Verschwinden der
Stephanie Mailer
des schweizerisch-französischen Autors
Joel Dicker.
Das Buch ist seit 02.04.2019 als Hardcoverausgabe mit
Schutzumschlag zu kaufen. Es ist im Piper-Verlag erschienen und hat die
ISBN-Nummer 978-3-492-05939-8. Dieses 672-Seiten dicke Werk kostet im
Buchhandel in Deutschland 25,– Euro.
Ich habe es mir gekauft, als ich unterwegs in Hessen war und
im Frankfurter Hauptbahnhof umsteigen musste. Während der Umsteigezeit sichtete
ich das Buch in einer Bahnhofsbuchhandlung – und sofort musste es mit! Denn ich
wollte es ja, nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, unbedingt lesen!
Über den Autor Joel
Dicker:
Joel Dicker ist ein französisch-schweizerischer Autor,
Jahrgang 1985. Er hat bisher drei Romane veröffentlicht, die alle zu
Bestsellern wurden. „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, „Die Geschichte
der Baltimores“ und „Das Verschwinden der Stephanie Mailer.“
Seine Romane wurden schon mehrfach ausgezeichnet und stehen
auf den Bestsellerlisten weltweit.
Worum geht es in dem
Buch?
1994 ist in der US-amerikanischen Kleinstadt Orphea ein Vierfachmord passiert.
Bürgermeister Gordon, seine Frau und sein Sohn wurden erschossen – und Meghan
Padalin, die gerade in der Nähe joggte.
Der Polizist Jesse Rosenberg und sein Kollege Derek Scott ermitteln in alle
Richtungen und können schließlich als Täter Ted Tennenbaum präsentieren.
Der Fall scheint gelöst und symbolisiert den Beginn einer erfolgreichen
Polizeikarriere der beiden Ermittler. Bis 2014 die junge Journalistin Stephanie
Mailer Jesse Rosenberg damit konfrontiert, dass 1994 ein Ermittlungsfehler
gemacht wurde.
Jesse ist erstaunt, will er doch gerade aus dem
Polizeidienst ausscheiden.
Was sie gesagt hat, beunruhigt ihn. Und als sie nur wenig später spurlos
verschwindet, beginnen er und Derek erneut, in diesem Vierfachmord von 1994 zu
ermitteln. Sie möchten wissen, was Stephanie genau herausgefunden hat. Außerdem
läuft ihnen die Zeit davon, denn Stephanie scheint in Gefahr zu sein.
Zur Seite steht ihnen die junge Polizistin Anna Kanner, die neu in Orphea ist.
Als wenige Zeit später Stephanie tot aufgefunden wird, wissen alle, dass der
Mörder von 1994 immer noch frei herumläuft und nicht gefunden werden will.
Jesse, Derek und Anna ermitteln in viele Richtungen. Sie suchen beispielsweise
nach Kirk Harvey, einem ehemaligen Polizeichef, der 1994 plötzlich die Stadt
verließ.
Wer könnte – außer Ted Tennenbaum – noch ein Interesse daran gehabt haben,
Bürgermeister Gordon und seine Familie auszulöschen? Und welche Rolle spielte
das Theaterfestival, das gerade da stattfand, als die Morde passierten?
Meine Meinung:
Als ich die Leseprobe zu diesem Buch gelesen hatte, wollte ich es unbedingt
lesen – und habe das getan.
Es gibt in dem Buch sowohl Passagen, die aus der Ich-Perspektive, als auch
Passagen, die in der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler)
geschildert werden. Es gibt Handlungsstränge, die 2014 spielen – aber auch
Rückblenden, vorwiegend in das Jahr 1994. Das hat mich beim Lesen nicht
gestört, da immer klar ersichtlich ist, wann was passiert oder passierte.
Das Buch fängt gleich interessant an. Der Vierfachmord schockiert – und man
möchte als Leser wissen, wer der Täter ist und was Stephanie Mailer über ihn
wusste.
Angenehm fand ich, dass der Autor keine blutigen und detaillierten
Mordbeschreibungen liefert, sondern ihm eher Details und Ereignisse aus dem
Leben seiner Charaktere und die Ermittlungsarbeit der Polizisten am Herzen
liegen.
Als Leser wird man mit vielen Personen und Problemen in Orphea konfrontiert,
die es gab und die 2014 vorhanden sind. Man erfährt zum Beispiel, dass
Bürgermeister Gordon korrupt war und auf diese Weise viel Geld verdienen
konnte.
Man liest über den Literaturkritiker Ostrowski, der von der Zeitung, bei der er
arbeitet, gefeuert wird und für sich eine Chance sieht, wenn er 2014 zum Theaterfestival
nach Orphea kommt.
Dann gibt es Steven Bergdorf, Chefredakteur einer Zeitung, der seine Frau Tracy
mit seiner Angestellten Alice betrügt und deswegen viele Schulden macht.
Die Ermittler finden Kirk Harvey, der als Theaterschreiber in Kalifornien tätig
ist und seine Polizeikarriere aufgegeben hat.
Das sind nur einige Personen. Deswegen fand ich es sehr
hilfreich, dass es hinten im Buch eine Liste mit den wichtigsten Personen und
der Nennung ihres Berufs oder ihrer Funktion in der Romanhandlung gibt.
Über manche Personen erfährt man ziemlich viel. Auch, was die Ermittler Jesse,
Derek und Anna neben ihrer beruflichen Tätigkeit machen und was sie bewegt.
Beispielsweise, dass Anna geschieden ist – und wie es zu der Scheidung kam.
Das zieht die Handlung in die Länge. Andererseits fand ich viele Personen
interessant und habe gerne viele Einzelheiten über sie gelesen. Die Ermittler
Jesse, Derek und Anna fand ich sympathisch so wie viele andere Personen auch,
der Charakter Kirk Harvey fiel mir oft auf die Nerven. Alice fand ich
unerträglich, Steven mochte ich nicht.
Die meisten Personen in diesem Buch warten auf das Theaterfestival 2014, in dem
offensichtlich wichtige Details zum Vierfachmord 1994 enthüllt werden sollen.
Das baut eine gewisse Spannung beim Lesen auf.
Als Leser ist man genauso ahnungslos wie die Ermittler. Es gibt immer wieder
neue Spuren und Lösungsansätze zur Aufklärung der Mordfälle.
Die Lösung selbst fand ich interessant und absolut nicht vorhersehbar.
„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ war das erste Buch,
das ich von Joel Dicker gelesen habe. Ich habe das Buch gerne und mit Interesse
gelesen. Es hat mich neugierig gemacht auf weitere Werke des Autors.
Sicherlich war mir das Buch stellenweise zu lang. 672 Seiten
für einen Krimi ist zu lang! Allerdings sehe ich das Buch nicht als Krimi –
sondern eher als „Milieustudie mit Krimihandlung“. Und – verglichen mit dem
schwedischen, historischen Krimi „1793“, den ich davor gelesen habe, ist „Das
Verschwinden der Stephanie Mailer“ weit weniger brutal. Das schätze ich.
Ich vergebe deswegen fünf von fünf Sternen für „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“
und empfehle das Buch weiter.