Kürzlich habe ich folgendes Buch gelesen, das mir zum Lesen ausgeliehen wurde:
Olive und das Haus der Schatten
Autorin: Jacqueline West
Seitenzahl: 222
Verlag: rotfuchs (ro ro ro)
ISBN-Nummer: 978-3499215285
Erscheinungsdatum in Deutschland: 1. September 2010
Das Buch ist als Taschenbuch erschienen und kostet in Deutschland 12,95 Euro.
Der Verlag empfiehlt die Lektüre Kindern ab 10 bis 12 Jahren.
Über die Autorin Jacqueline West
Jacqueline West ist eine amerikanische Autorin, die bereits zahlreiche Erzählungen und Gedichte veröffentlicht hat.
„Olive und das Haus der Schatten“ ist das erste Buch, das von ihr im deutschsprachigen Raum erschienen ist. Auch einen zweiten Band gibt es. Er heißt in deutscher Übersetzung „Olive und das Haus der Schatten. Im Bann der Magie“ und ist im Oktober 2011 in Deutschland erschienen.
Über die Zeichner Ingrid und Dieter Schubert
Ingrid und Dieter Schubert sind ein Ehepaar aus Deutschland, das sich an der Fachhochschule für Design in Münster kennen lernte. Sie haben Kinder und leben seit 1980 in Amsterdam und schreiben und illustrieren Kinderbücher. Ein Buch, das von ihnen stammt, ist „Ein Krokodil unterm Bett“.
Leseprobe
Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe findet man, wenn man auf der Homepage des Internethändlers Amazon.de das Buch „Olive und das Haus der Schatten“ aufruft. Bei der Abbildung des Buchcovers sieht man die Option „Blick ins Buch“ und hat hier die Möglichkeit, einige Seiten des Buches zu lesen.
Hinter den Bildern lauern die Abenteuer – oder: die Handlung
Nachdem Miss McMartin gestorben ist, wird ihr Haus samt Inventar verkauft. Die Käufer sind das Ehepaar Dunwoody, beides Mathematiker. Sie ziehen mit ihrer Tochter Olive in das Haus.
Als Mathematiker sind die Dunwoodys sehr akribisch. Zuletzt wohnten sie in einem Apartment, in dem alle beigen Wände in einem 90-Grad-Winkel zueinander standen. Aber dieses Haus hier ist anders, älter, geheimnisvoll.
Die Dunwoodys verdienen ihr Geld mit mehreren Tätigkeiten – beispielsweise als Dozenten. Für ihre elfjährige Tochter Olive haben sie wenig Zeit. Außerdem ist Olive kein Mathematik-Genie, sondern ein kreatives Mädchen, eine Tatsache, die das Interesse der Dunwoodys an ihrer Tochter schmälert.
Olive erkundet das alte Haus – dieses „Haus der Schatten“. Aus vergangenen Zeiten sind dort noch viele Gegenstände vorhanden. Beispielsweise Bilder an den Wänden, die sich weder verschieben, noch entfernen lassen. Bilder, die Landschaften, Szenen und Personen zeigen. Beispielsweise einen Wald, eine Frau, die Tee trinkt – oder einige Bauarbeiter.
Olive findet im Haus eine alte Brille und erkennt, dass – immer, wenn sie die Brille aufsetzt – sie auf einmal in die Bilder steigen kann. So kann sie sich in die jeweiligen Szenen auf den Bildern integrieren und sich mit den Personen in den Bildern sogar unterhalten.
Darüber hinaus lernt sie Horatio, einen der Kater von Miss McMartin, kennen (alle drei Katzen von Miss McMartin existieren noch – und zwei davon lernt man in dem Buch kennen). Horatio kann sprechen und sich mit Olive unterhalten. Er kann in die Bilder hineinspringen und kommt auch wieder hinaus. Aber kann Olive ihm trauen? Und was hat es mit Morton, einem Jungen, den sie in einem Bild trifft, auf sich? Ist er eine gemalte Figur oder eine Mensch?
Kann Olive auch Annabelle, einer Dame, die in einem Bild Tee trinkt, trauen? Die Situation wird kompliziert, denn nicht jedes Wesen, das Olive trifft, ist auch ein gutes Wesen.
Ein spannendes Kinderbuch – oder: meine Leseerfahrung
Das Buch war angenehm und schnell zu lesen. Nicht nur wegen der lesefreundlichen Schrift, sondern auch wegen der spannenden Handlung und det vielen Dialoge.
Was auch vielen Lesern gefallen dürfte: das Buch hat keine Ich-Erzähler/keinen Ich-Erzähler – ist also aus der Sicht des auktorialen (allwissenden) Erzählers verfasst und im Imperfekt (erzählerische Vergangenheit) geschrieben. Ein Erzählstil also, der vielen Lesern liegt, da man ihn aus den meisten Romanen kennt.
Die Idee, dass man in Bilder steigen kann und dort Abenteuer erlebt, fasziniert mich. Das ist mit ein Grund für mich, das Buch zu lesen. Ich möchte wissen, was in den Bildern passiert. Einmal steigt Olive in eine „Lindenstraße“, einmal ist sie in einem Wald, einmal bei drei Leuten, die ein Haus bauen, einmal bei Annabelle, die Tee trinkt. Und so weiter. Jedes Bild bietet eine neue, faszinierende Kulisse für ein Abenteuer.
Olive ist mir auch sehr sympathisch. Sie ist neugierig – aber auch ab und an unachtsam. So muss sie beispielsweise aufpassen, dass sie die Brille nie verliert, wenn sie sich in einem Bild befindet. Denn ohne diese Brille kann sie ein Bild nicht verlassen. Weiterhin darf sie nicht zu lange in einem Bild bleiben – auch dann besteht die Gefahr, dass sie im Bild bleiben muss.
Ihre Eltern sind eher unkonzentriert und nur mit ihrer Mathematik beschäftigt. Sie sind Randfiguren in der Geschichte.
Sympathisch sind mir auch viele Figuren, die Olive trifft. Morton beispielsweise. Was ich von Horatio halten soll, weiß ich zuerst nicht – aber zum Schluss ist klar erkennbar, wer gegenüber Olive wirklich wohlwollend ist und wer nicht.
Was ich an dem Buch auch gut fand, ist, dass keine Vampire oder Monster erscheinen. Ich habe eine Abneigung gegen Vampirbücher und Bücher mit Monstern und Zombies und ähnlichen Wesen. Bei „Olive und das Haus der Schatten“ handelt sich hier um eine Fantasie-Geschichte mit Wesen, wie sie beispielsweise „Alice im Wunderland“ getroffen hat.
Jedoch gibt es auch Kritikpunkte. Ich mag die Zeichnungen in dem Buch. Sie sind schwarz-weiß gehalten, und ich denke, es sind Zeichnungen, die mit Kohlestift angefertigt wurden. So sehe ich auf einer Buchseite beispielsweise eine Katze, die vor einem Frisierspiegel sitzt. Auf einer anderen Buchseite sehe ich eine Zeichnung des „Hauses der Schatten“. Schön ist auch, dass jede Nummer, die ein Kapitel einleitet, in einen Bilderrahmen eingepasst wurde. Das wirkt edel und irgendwie „antik“.
Auch, wenn manche Kapitel enden, ist so manche Zeichnung zu sehen. Beispielsweise eine Zeichnung mit dem Kater Horatio, der aus einem Bild mit Bäumen hüpft.
Was mir gar nicht gefällt, sind die „Platzhalter“ in dem Buch. Das ist immer dieselbe Zeichnung, die eine ganze Seite füllt – und acht Male in dem Buch auftaucht – oft mit der Bildunterschrift „Platzhalter“. Es handelt sich um eine Kohlezeichnung, die die drei Katzen von Miss McMartin zeigt. Sehe ich die Zeichnung zum ersten Mal, finde ich sie nett. Sehe ich die Zeichnung zum zweiten Mal, frage ich mich, warum die Zeichnung wieder auftaucht. Sehe ich die Zeichnung dreimal und mehr, beginnt mich das zu nerven. Insgesamt acht Mal taucht diese „Platzhalter“-Zeichnung auf. Ich frage mich, ob der Verlag hier das Buch künstlich in die Länge ziehen will, um irgendwie den Preis von 12,95 Euro rechtfertigen zu können.
Den Preis von 12,95 Euro finde ich zu teuer für das Buch. Hätte man mir das Buch nicht ausgeliehen, hätte ich es nicht gelesen. 12,95 Euro sind für mich ein Grund, das Buch nicht zu kaufen. Das Format des Buches ist zwar größer als das Format eines herkömmlichen, in Deutschland erhältlichen, Taschenbuchs (Länge: 21,5 cm, Breite: 14 cm – ein herkömmliches Taschenbuch hat eine Länge von 18,5 cm und eine Breite von 12 cm) – dennoch finde ich, dass solch ein Kindertaschenbuch nicht mehr als 10 Euro kosten sollte.
Die Altersgruppe „ab 10 bis 12 Jahren“, ab der das Buch vom Verlag zum Lesen empfohlen wird, finde ich angemessen. Es gibt keine gruseligen Szenen in dem Buch und von der Thematik her ist das Buch für Leser ab 10 Jahren durchaus geeignet.
Mein Fazit
„Olive und das Haus der Schatten“ ist ein fantasievoller Roman für Leserinnen und Leser ab 10 Jahren. Die Handlung ist gut, und das Buch ist flott und spannend geschrieben. Auch die Schrift ist nicht zu klein.
Wegen des Preises von 12,95 Euro für das Buch (den ich zu teuer finde) und einer Zeichnung, die acht Male in dem Buch auftaucht, ziehe ich einen Bewertungsstern ab.
So bleiben vier Sterne und eine Leseempfehlung für das Buch „Olive und das Haus der Schatten“.
P.S.: Diese Rezension erschien bereits im Dezember 2012 bei der Verbraucherplattform Ciao.de unter meinem dortigen Nicknamen „Sydneysider47“.