Vor einigen Wochen habe ich folgenden Roman, der in Irland spielt, gelesen:
Die letzten Tage von Rabbit Hayes
der irischen Autorin
Anna Mc Partlin
Wie mir das Buch gefallen hat, erzähle ich jetzt.
Kurzinformationen über das Buch
Erscheinungsdatum im deutschen Buchhandel: 20. März 2015
Verlag: rororo (Rowohlt, Hamburg)
ISBN-Nummer: 978-3499269226
Seitenzahl: 464 Seiten
Das Buch ist als Taschenbuch zu 12 Euro im deutschen Buchhandel erhältlich. Dieses Buch gibt es auch als E-Book und Hörbuch.
Über Anna McPartlin
Die Autorin Anna McPartlin wurde 1972 in Dublin (Irland) geboren.
Als Teenager zog sie in die Gegend rund um Kerry und lebte dort bei einer Tante und einem Onkel – denn in ihrer Familie hatte es einen Krankheitsfall gegeben.
Während des Marketingstudiums widmete sich Anna auch dem Schreiben und der Stand-Up-Comedy.
Mit Büchern, wie „So was wie Liebe“, „Weil du bei mir bist“ und „Wo dein Herz zu Hause ist“, wurde Anna McPartlin auch in Deutschland bekannt.
Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann zur Zeit in der Nähe von Dublin.
Leseprobe
Eine vom Verlag genehmigte Leseprobe gibt es unter folgendem Link:
Klicke, um auf Leseprobe_McPartlin-Rabbit-Hayes.pdf zuzugreifen
Rabbit leidet an Krebs und wird bald sterben – oder: die Handlung
Mia, genannt „Rabbit“, ist 40 Jahre alt, leidet an Krebs im Endstadium und wird bald sterben. Die letzten Tage ihres Lebens verbringt sie in einem Hospiz.
„Rabbit“ heißt eigentlich „Hase“. Diesen Spitznamen bekam sie als Kind, weil ihre Zöpfe seitlich abstanden und so an Kaninchenohren erinnerten.
Aus der auktorialen Erzählperspektive (kein ich-Erzähler) wird berichtet, wie Rabbit die letzten Tage ihres Lebens verbringt. Ihre Eltern Molly und Jack sind oft bei ihr – die Geschwister Grace und Davey ebenso. Sie versuchen, eine Art normales Familienleben in Rabbits Zimmer zu zelebrieren – indem beispielsweise Mollys Haare gefärbt werden.
Davey ist extra aus den USA nach Irland gekommen. Eigentlich arbeitet er als Schlagzeuger für eine erfolgreiche Countrysängerin. Sie hat ihn aber, als sie von Rabbit hörte, erst mal beurlaubt.
Grace hat sich von ihrem Mann getrennt und zieht ihre Jungs alleine groß.
Rabbits Tochter Juliet ist ebenfalls bei ihrer Mutter, wenn sie keine Schule hat. Sie hofft immer noch, dass ihre Mutter wieder gesund wird.
Bei aller Normalität, die man versucht, in Rabbits Hospizzimmer zu zelebrieren, verliert die Familie Rabbits Krankheit nie aus den Augen. Das ist auch nicht möglich. Rabbit liegt im Bett – sie hat ihre guten Momente, aber sie leidet immer wieder an Schmerzen, denn der Krebs ist schon in ihren Knochen. Sie bekommt Schmerzmittel dagegen.
Das Buch pendelt zwischen der Gegenwart und Erinnerungen an die Vergangenheit hin und hier. So erinnert sich Rabbit an ihre Jugendzeit zurück. Damals, als sie Johnny traf, der in einer Band spielte. Johnny war ihre erste große Liebe.
Zwischen all diesen Erinnerungen und den Ereignissen der Gegenwart gibt es auch immer noch Hoffnung. Hoffnung auf das Wunder, dass Rabbit doch noch vollständig genesen wird…
Leseerfahrung und Gedanken
Als ich von dem Buch hörte, habe ich mir lange überlegt, ob ich mir die Lektüre antun soll. Ich habe meine Schwester S. vor fast zehn Jahren verloren – auch sie hatte Krebs. Vieles an Rabbits Krankheitsverlauf erinnert mich an S. – da war zuerst der Brustkrebs, dann die Lebermetastasen, gegen die zum Schluss keine Chemotherapie mehr helfen konnte…
Rabbit hatte Brustkrebs, anschließend Leber- und Lungenkrebs, und schließlich steckt der Krebs in den Knochen. Heilung aussichtslos – außer, es passiert noch ein Wunder. Aber sind wir doch mal ehrlich: Würde ein Wunder in dem Buch passieren, so hätte man nicht den Buchtitel „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ gewählt (im englischen Original heißt das Buch „The Last Days of Rabbit Hayes“)!
Man weiß also schon von Anfang an, wenn man sich auf dieses Buch einlässt: Rabbit wird sterben.
Sterbegeschichten sind eigentlich nicht „meins“. Mich hat das Buch interessiert, weil ich mir ausmalen wollte, wie es gewesen wäre, wenn meine Schwester S. in einem Hospiz gestorben wäre. Genau das wollte sie nämlich nicht, sie hat sich in der letzten Wochen ihres Lebens total abgeschottet in einem Krankenhaus. Kontakt hatte sie nur mit ihrer Psychologin und dem Krankenhauspersonal. Es hat lange gedauert, bis wir – ihre Angehörigen – verarbeiten konnten, dass sie alleine sterben wollte und nicht im Familienkreis – aber so war meine Schwester S. eben. Wir mussten und müssen ihre Entscheidung akzeptieren.
Rabbit ist anders. Sie will in einem Hospiz sterben, und sie will ihre Familie bei sich haben. Sie weiß, dass sie sterben wird. Welche Gedanken hat sie, wie reagiert ihre Familie? Alles ist sehr feinfühlig geschrieben, es packt mich – die Charaktere sind mir sehr sympathisch. Die Eltern, die immer wieder verzweifelt sind, weil sie ihre Tochter verlieren werden – das aber vor Rabbit nicht zeigen wollen. Außerdem Rabbits Geschwister Grace und Davey – jeder mit seinen eigenen Gedanken und seinen eigenen Problemen. Und alle fragen sich „Warum muss Rabbit so jung sterben?“
Ich lese das Buch nicht nur mit großem Interesse, sondern ziehe bei der Lektüre des Buches auch noch Parallelen zu Ereignissen, die ich als Angehörige einer krebskranken Schwester selbst erlebt habe. Ich denke, dass ich mich in Rabbits Familie gut hineinversetzen kann.
Das Buch berührt mich – es bringt mich zum Nachdenken und ich lasse die Gedanken zu. Gedanken an meine Schwester S.. Auch wenn das Buch sehr emotional geschrieben ist, also die Gedanken und Ängste der Angehörigen geschildert werden, kommen bei mir lange Zeit keine Tränen. Sonst könnte ich die Lektüre nicht durchziehen.
Es gab allerdings auch andere Aspekte, die mich in dem Buch interessiert haben: Was ist mit Jonny passiert, an den sich Rabbit immer wieder erinnert? Er ist nicht bei Rabbit im Hospiz – aber wo ist er dann? Auf diese Frage gibt das Buch eine Antwort. Und: Wie gehen die einzelnen Familienmitglieder mit Rabbits nahendem Tod um? Wie verhalten sie sich, wenn es Rabbit immer schlechter geht?
Jedem dieser letzten neun Tage im Leben von Rabbit Hayes wird in diesem Buch ein Kapitel gewidmet. Und jedes Kapitel ist unterteilt in „Unterkapitel“, in dem einzelne Personen, die in Rabbits Leben wichtig waren und sind, beleuchtet werden. Entweder in der Gegenwart oder in der Vergangenheit.
Es gibt einige Schimpfwörter, die manche Personen in dem Buch ab und an loswerden müssen. Das stört mich nicht, denn Schimpfwörter kommen in für mich erträglichem Maße vor. Dadurch wirkt das Buch für mich auch nicht ordinär.
Positiv ist noch hervorzuheben, dass die Schrift des Buches angenehm groß ist. Deswegen brauchte ich bei der Lektüre auch keine Lesebrille.
Für Leser, die keine Ich-Erzähler mögen, sei noch gesagt, dass zwar das Buch – wie oben schon erwähnt – vorwiegend aus der auktorialen Erzählperspektive geschrieben ist. Ab und zu taucht aber doch eine Ich-Erzählerin auf. Nämlich Rabbit, die einen Blog hat, in dem sie über den Verlauf ihrer Krebskrankheit schreibt. Allerdings sind diese Blogeinträge mit höchstens drei Buchseiten recht kurz – und sie treten nicht in jedem Kapitel auf.
Mein Fazit
„Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ ist ein Buch, das mich berührt und zum Nachdenken gebracht hat. Ich wollte dieses Buch lesen, um diverse Parallelen zu Ereignissen zu ziehen, die ich selbst erlebt habe.
Manche Szenen in diesem Buch waren mir doch zu detailliert geschildert – beispielsweise gibt es Szenen, in denen über viele Nebensächlichkeiten geredet wird. Deswegen ist das Buch für mich auch kein Fünf-Sterne-Buch – aber vier Sterne finde ich für das Buch angemessen. Auch empfehle ich das Buch weiter.
P.S.: Dieser Bericht erschien in ähnlicher Form bei der Verbraucherplattform „Ciao.de“. Dort bin ich als „Sydneysider47“ unterwegs. Ich habe vor, diese Rezension – auch in leicht abgeänderter Form – noch auf anderen Plattformen zu veröffentlichen.